Forum für Camper-Selbstausbauer!

Für angedachte, geplante, halbfertige und fertige Wohnmobilausbauten.

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von Miket
#1
Um die Optik nach dem Einbau der Fenster etwas harmonischer zu gestalten, möchten wir die seitlichen Sicken schwarz glänzend folieren lassen.

Sollte für einen Profi in Anbetracht der ebenen Fläche und nur einem Fenster pro Seite ja eigentlich keine große Sache sein.
Also alles vermessen (3,94 x 0,67 m beim L5), nochmal fotografiert und fünf Folierer angeschrieben!

Ergebnis: Lediglich EINER hat überhaupt geantwortet und satte 999,- € für den Job aufgerufen (was ich frei mit "Bleib mir ja weg!" übersetze).

Nun überlegen wir, die Sache selbst zu erledigen. Auf YouTube sieht das natürlich durchaus machbar aus....

Hat da schonmal jemand selbst Erfahrungen gemacht?
von Mustermicha
#2
Ich habe mein komplettes Dach weiss foliert (mein Fahrzeug ist dunkelblau) um die Aufheizung im Sommer zu reduzieren.

Angeblich ist das wegen der Sicken problematisch und hält auf Dauer nicht gut. Bei mir ist es jetzt 2 1/2 Jahre her und ich habe nur an wenigen Stellen leichte Ablösungen unmittelbar in den Kehlen (3-5mm) breit und das auch nur auf dem ersten Stück das ich aufgebracht hatte, weil ich dort die Folie wohl nicht ausreichend mit Heißluft gestreckt hatte. Der Rest ist tip-top

An Flächen ohne Sicken sehe ich keinerlei Grund, warum Du das nicht problemlos selbst hinbekommen solltest.

Es gibt sehr viele Folien und ich habe mich letztlich etwas nach meinen Gefühl (und dem Preis) orientiert. Empfehlen kann ich die Oracal 970 RA. Die Klebeschicht verfügt über Kanäle die es ermöglichen die Luft auch dann noch per Rakel unter der Folie zu vertreiben, wenn die Folie bereits flächig aufliegt.

Als Rakel habe ich hauptsächlich Filzbestückte verwendet - das funktionierte für mich am besten. Zusätzlich habe ich noch einen Teflon Rakel von 3M. Ich bin ausdrücklich kein Profi, daher gibt es vielleicht eine bessere Wahl, aber da ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden bin, war meine Auswahl offenbar nicht ganz falsch.

Profis schneiden die Folien direkt auf dem Lack - ich habe das nur an ganz wenigen Stellen gemacht und mich ansonsten auf Schneidetape verlassen. Teilweise wird es auch als Knifelesstape bezeichnet. Empfehlen kann ich das von 3M.

Du klebst das wenige Millimeter breite Tape zunächst entlang der Konturen die später freigestellt werden sollen. Die eigentliche Folie kommt darüber. Am Schluß ziehst/reißt Du einen unter dem Tape befindlichen Schneidefaden durch Tape und Folie und bekommst dadurch messerscharfe Konturen. Am Ende entfernt man den Schutzfilm des Tapes der unter der Folie klebt und rakelt die Folie an. Ganz einfach!!

Empfehlen kann ich Dir den shop von Tiptopcarbon.de dort habe ich über die Jahre auch bereits Tönungsfolien gekauft.

Die Folien liegen i.d.R so 150 CM breit und die erwähnte kostet vermutlich um die 25 EUR pro lfd Meter. Ein Versuch kostet also nicht die Welt. Schau mal nach, ob es Trennlinien gibt (zb die Schiebetür) an denen die Folie unterbrochen werden kann - dann musst Du vielleicht keine 4 lfd m bestellen, sondern kannst die Breite als Länge benutzen.

Viel Erfolg
Michael
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von Miket
#3
Besten Dank für die super ausführliche Beschreibung, Namensvetter!

Das klingt machbar, macht Mut und wir werden unser Glück nun einfach mal versuchen!

Der überschaubare Einsatz ist auf jeden Fall einen Versuch wert und wir werden dann natürlich auch berichten!
Mustermicha gefällt dies
von Kaffeetrinker
#4
Innenseite der Fenster habe ich früher bei einem Kombi selbst gemacht, das Ergebnis: naja.
Bei meinem letzten Pkw Kombi bin ich zu einem Folierer, das Ergebnis: super. Der Preis hielt sich dafür in Grenzen. Allerdings sind auf den Innenscheiben eines Kombis andere Folien, daher ist ein Preisvergleich nicht direkt möglich. Alles zusammen inkl. Material ca. 120 €. Ich würde noch ein bisschen weiter schauen. Meinen habe ich über eBay Kleinanzeigen gefunden. War mit Rechnung und professionell.
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von Miket
#5
Ich denke, bei Scheiben ist die Thematik noch etwas sensibler als auf planen Blechflächen.

Abgesehen davon nervt es mich, dass man auf mehrere Anfragen im Umfeld nicht mal eine Antwort bekommt. Bei einem weiteren persönlichen Besuch kam übrigens nur sterotyp "Muss ich sehen".
Also gilt "Versuch macht klug!" Wenn es nicht klappt, ist nichts verloren und ich kann immer noch auf Betteltour ("Kunde droht mit Auftrag!") gehen....
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von malinke
#6
Mustermicha hat geschrieben: vor 1 Monat um die Aufheizung im Sommer zu reduzieren.
Moin. Ich hänge mich mal ran.
Hat es denn einen spürbaren Effekt?
Und hast du nass oder trocken foliert?
Danke!
von Mustermicha
#7
@Miket

Kannst Du mal ein Bild von dem Bereich posten, den Du folieren willst? Ich gehe davon aus, daß es die leicht zurückgestellten Flächen sind, die ab Werk zb bei den Fensterbussen verglast sind.

Ich würde mich dann auch die "hinten" liegende, glatte Fläche beschränken und die Folie nicht in die Hohlkehle hineinziehen. Das ist weitaus einfacher und problemfreier. Du kannst es aber auch mit einen Probestück testen, wenn es Dir wichtig ist.

Entscheidend ist es dass man gut an die Fläche dran kommt. Bei meinem Dach hatte ich mein Rollgerüst direkt an das Fahrzeug gefahren. Ohne wäre es wohl unmöglich gewesen. Bevorzugt macht man es also zu zweit und setzt die Folie erst an der einen Seite an indem man da die Schutzfolie löst. Dann hält einer die Folie am anderen Ende auf Spannung, während der Zweite die komplette Schutzfolie abzieht. Profis manchen das oft komplett in einem Stück. Also die ganze Schutzfolie ab und dann zu Zweit ansetzen. An der Seite ist das aber schon etwas schwieriger würde ich sagen. Kommt etwas auf die Höhe an, in der geklebt werden soll.

Bemesst die Folie großzügig. mit zB. 10 CM Überstand (wenn das möglich ist) ist die ganze Sache viel entspannter. Wenn ihr die "tiefer" liegende Fläche folieren wollt, dann versucht nicht die Folie gleich in der Vertiefung anzubringen. Spannt sie sozusagen "frei" von Sicke zu Sicke. Dann beginnt Ihr in der Mitte der "darunter" liegenden Fläche die Folie an das Blech zu rakeln. Langsam und ohne zu sehr Spannung aufzubauen. Je näher Ihr an die Sicken kommt, umso größer wird die Spannung. Ihr könnt dann zuerst versuchen die Folie an den Rändern leicht zu lösen um mehr Material zur Verfügung zu bekommen, aber wenn eine Faltenbildung droht, weil zuviel Material da ist (also Stauchung anstatt Dehnung) dann nehmt einen Fön, der gut heiß wird oder eine Heizluftpistole und erwärmt die Folie. Dann könnt Ihr Sie ganz prima das letzte Stück dehnen.

Ich habe zwar eine Heizluftpistole, aber irgendwie war es mir zu heikel und daher habe ich es bei den etwa 80°C belassen, die ein alter Fön hergab. Ich glaube besagte Folie soll / kann normalerweise mit etwa 100 °C bearbeitet werden und das bei starker Dehnung sicher auch empfehlenswert.

Tipp: Sobald es um das Rakeln und Andrücken geht, fand ich es hilfreich ein Paar Baumwollhandschuhe (wie beim Optiker) anzuziehen. Es läßt sich damit viel besser arbeiten nach meiner Meinung. Wichtig ist nur, daß man Sie auszieht, wenn man die Klebeseite der Folie nochmal anfassen muß, etwa um diese zu korrigieren.

Eine schwarze Folie ist natürlich empfindlicher, als eine weisse. Trotzdem keine Panik bei kleinen Knicken, Falten oder Überdehnungen. Die gegossenen Folien zieht man einfach an betreffender Stelle nochmal ab und erwärmt sie. Knicke verschwinden dann und auch Überdehnungen bilden sich zurück. Quasi eine Art Memoryeffekt der kleine Missgeschicke vergessen machen kann.

Tja, ich glaube das war´s dann aber :smiley:
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von Miket
#8
Hi Michael,
anbei gerne mal zwei Bilder dazu.

Es geht dabei um die großen Seitenflächen innerhalb der Sicken und um die Hecktüren von oben bis zur gleichen Sickenhöhe wie die Seitenteile unten.

Ziel ist es, die Fenster optisch zu kaschieren.

Am Heck spiele ich auch mit dem Gedanken, auf dem unteren Teil ein Zielflaggenmuster oder ähnliches anzubringen, damit das Ganze nicht zu wuchtig wirkt.
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20240229_095233.jpg
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von Tecnoworld
#9
Es gibt 2 Arten der Folierung, 3D und plane Folierung. 3D ist nicht so ohne und man muss vorher sich schon genau überlegen, wo die Folie gedehnt und wo geschrumpft wird. Dazu muss man aber auch die richtigen Folien nehmen (Die mit den Luftkanälen im Kleber).

Man kann trocken arbeiten (3D) oder auch naß. Um Naß zu arbeiten setzt man sich eine Lösung an aus [Externer Link für Gäste nicht sichtbar] und Wasser. Wenn man das Zeugs nicht bestellen will, kann man auch Spüli nehmen. Die Konzentration muss so sein, das das Wasser abläuft und gleichmäßig benetzt.

Wenn man trocken arbeitet geht man Gefahr, durch die statische Aufladung der Folie beim Abziehen des Trägermaterials jede Menge Staub dazwischen zu bekommen. Trockenes Arbeiten ist was für Profis und peinlich saubere Umgebungen.

Beim nassen Verarbeiten hält am besten einer die Folie und der andere spüht diese beim Abziehen schon ein, so kann sich kein Staub dazwischen setzen.
Beim Anbringen dann erst mit einer Gummirolle das überflüssige Wasser herausdrücken, dann mit den Rakel andrücken.Von innen nach außen arbeiten.
Vorteil beim nassen System: Ich kann mit dem Plotter vorher alles zuschneiden(lassen) und kann die Folie beim Anbringen noch verschieben und platzieren.

Ich arbeite zu 90% nass, nur 3D geht trocken besser. Ist aber eine komplett andere Technik.
von Mustermicha
#10
@malinke

Ja!!
Ich hatte das schon mal in einem anderen Thread beschrieben, daß zumindest die Blecherwärmung in praller Sonne sich nennenswert reduziert hat.
Genau erinnere ich mich nicht an die Werte, aber Anfangs konnte ich annähernd 70°C an der Innenseite messen. (unmöglich es mit der Hand anzufassen) Danach waren es, soweit ich erinnere unter 50°C.

Natürlich habe ich als Isolierung noch AF auf dem Blech, aber die Wärme ging doch spürbar durch. Das ist danach sehr viel besser geworden.

Ich habe "trocken" geklebt. Soweit mir bekannt klebt man die Autofolien auch immer trocken, anders als die Tönungsfolien für die Scheiben, die man immer "nass" anbringt. Es kann aber vielleicht Ausnahmen geben ?!

Was ich noch erwähnen sollte (ein Bild habe ich leider nicht) Ich habe ausschließlich die Dachfläche mit den positiven Verprägungen beklebt also den erhöhten RIPPEN.
Dazwischen befinden sich einige Sicken, die das Wasser ableiten. Die gibt es auch rund um die Flächen, die für den Einbau von Dachfenstern vorgesehen sind.

Diese tieferen Sicken habe ich ausgelassen und zwar aus 3 Gründen:

1.) Die Folie müsste hierfür extrem gedehnt werden. Das ist problematisch da Sie sich dann eher zurück verformt.
2.) Die Rinnen werden immer schmutzig - da passte es gut daß Sie in dunkler Wagenfarbe verbleiben.
3.) Die Rinnen stellen natürlich Teilungen dar so daß man mit kleinen Folienstücken Arbeiten konnte (bei mir in 3 Abschnitten.)

Die schwierigste Aufgabe wird es wohl sein das Dach auch schön sauder zu bekommen, bevor man verklebt, aber so oder so heiligt der Zwek ja auch ein wenig die Mittel.

Gruß
Michael