Forum für Camper-Selbstausbauer!

Für angedachte, geplante, halbfertige und fertige Wohnmobilausbauten.

Reifen, Felgen, Federn & Dämpfer, (Servo-) Lenkung, Bremsen, etc...
  • Benutzeravatar
  • Benutzeravatar
#1
Moin,

die Luftfederung in meinem Jumper funktioniert. Noch. Es ist die Federung ab Werk mit den halben Blattfedern. Nach der Lektüre der sehr interessanten Beiträge hier wie viewtopic.php?t=1690 stellen sich natürlich folgende Fragen:

1. Was ist, wenn die Federung den Dienst quittiert während man ganz weit weg ist, der Camper hinten fast am Boden schrappt und die strapazierte Urlaubskasse nicht mit den heftigen Preisen für Ersatzteile zu synchronisieren ist? Oder die eher speziellen Teile nicht mehr lieferbar sind?

2. Sollte der vorausschauend veranlagte Mensch nicht besser die Luftfeder-Hinterache prophylaktisch rausschmeißen und gegen eine normale Blattfeder-Achse tauschen? Die mag vielleicht hoppeliger sein, aber stabiler und besser zu reparieren.

3. Und welche Teile braucht der besagte Mensch hierfür? Leider habe ich keinen ET-Katalog für den Sevel.
- 2 Blattfedern. Klar
- Sind die Achskörper gleich? Wahrscheinlich nicht.
- Vom Stabi scheint es mehrere Versionen zu geben. Meiner geht von vorne extrem eng am Rad vorbei zur Achse.
Ideal wären Teilenummern. Denn ich würde versuchen zumindest die Hauptbrocken gebraucht aufzutreiben. Und da muß man sicher sein, was man will.

Eine Höherlegung um 30-40mm möchte ich auch realisieren. Hat jemand diesen Komplett-Umbau der Hinterachse schon mal gemacht?

Viele Grüße
Henry
#2
So einen Umbau kann man natürlich machen. Aber das käme ungefähr auf das Gleiche raus, wenn du dir mit einem Tausender-Schein eine Zigarette anzünden würdest.
Für ca 20 Euro kannst du dir 3 Meter Luftschlauch, 2 Schlauchverbinder, ein T-Stück, ein Steck-Füllventil und eine Luftpumpe ins Auto legen. Dazu ein Cuttermesser, mit dem du die Luftschläuche zuschneiden kannst. Damit ausgerüstet, kannst du dir auch in der finstersten Pampa selber helfen und deine Federung funktionsfähig machen. Und das sogar dauerhaft.
Merke: Der Fehler liegt fast nie in der Federung selbst, sondern fast immer an der Kompressoreinheit, die den Druck erzeugt.
Die Teile, die ich aufgeführt habe, bekommst du in jedem Pneumatikshop im Web. Etwas Lektüre über Pneumatik könnte auch nicht schaden.
Gruß Wolfgang
Murdock, Bastelfreak gefällt dies
#3
Danke Dir, Wolfgang, für Deine Einschätzung. Etwas deutlich zu vereinfachen wie Du es gemacht hast, ist sicher immer die beste Möglichkeit Probleme zu vermeiden und im Falle von Fehlfunktionen selbst Abhilfe schaffen zu können. Das sehe ich auch so. Die bisherigen Berichte von Defekten bezogen sich auf den Kompressor und die Ventile darin und auf Undichtigkeiten im Leitungssystem. Der Rest der Anlage gerät jedoch auch schnell in den Verdacht mangelnder Haltbarkeit. Wie ist denn die Qualität der Bälge einzuschätzen? Auf deren Funktion ist man auch bei Deiner Version angewiesen. Verhärten oder verspröden die Dinger irgendwann?

Wie macht man einen Bodylift bei dieser Achse? Habe ich es richtig verstanden, daß man bei Deiner Umbau-Version auch die Regelstangen und Ventile nicht braucht, denn es gibt ja nichts mehr, das auf den Impuls hin eine Korrektur ausführen würde. Übrig bleiben lediglich die Bälge und der Druckspeicher als offenes System und die selbst hinzugefügte Befüllung, richtig? Dann ist die einzige Möglichkeit zum Bodylift das Zwischensetzen eines Klötzchens zwischen Achse und Feder mit längeren Briden. Vorteil: Die Bälge bleiben in ihrem bisherigen Arbeitsbereich.

Freigängigkeit für größere Reifen: Der Stabilisator ist breiter als der Innenabstand der beiden Reifen der Achse. Oder anders ausgedrückt: Der Stabi geht bis vor die Lauffläche der Räder und biegt dann wieder nach innen ab und führt sehr nah am Reifen vorbei zur Achse. Die Stabis der Blattfederachsen sind viel schmaler und kommen dem Rad nicht nah. So sieht das bei mir aus:

Bild
Rechtes Hinterrad Vorderseite fotografiert von oben (Innenkotflügel fehlt)

Der Abstand zwischen Stabi und der Kante des Reifens zwischen Lauffläche und Innenseite sind ca. 2 cm bei halb abgefahrenen Straßenreifen auf 16" Stahlfelgen. Ich bezweifle, daß man hier Reifen mit stärkerem und durch den Flankenschutz auch breiterem Profil wie AT-Reifen direkt montieren kann. Muß man die Räder mit Distanzscheiben weiter raussetzen? Wie ist das bei Euch?
#5
Näh, is Rat-Look. Kommt noch ein Plexi-Boden rein, damit man sich richtig zuhause fühlt. :-))

Im Ernst: Sehr zutreffender Hinweis. Das ist jedoch 2,5mm Blech. Wird gerade aufgehübscht und dauerkonserviert mit allen Segnungen, die das Korrosionsschutzdepot so zu bieten hat. Dann ist das Thema hoffentlich erledigt.
turboduo, OZZ gefällt dies
#7
Bei LKW soll es häufiger vorkommen, daß Zeitgenossen die Luftbälge zerstechen aus welchen Beweggründen auch immer, aber wenn man davon einmal absieht, dann habe ich eigentlich gute Erfahrungen mit Luftfederungen (hoffentlich muß ich das nicht bald revidieren)

Der Kompresser ist und bleibt der Hauptübeltäter. Meistens hat das mit dem Material zu tun, weil die Hersteller einfach mal Kunststoffkolben verwenden oder ansonsten Innereien, die nicht sonderlich langlebig sind. irgendwann baut er dann keinen Druck mehr auf und ist i.d.R irreparabel.

Ansonsten gibt es reichlich Kupplungen die undicht werden können - das muß man im Auge (oder besser im Ohr) behalten ebenso Rostansatz an den Luftbälgen der die Dichtungen unterwandern kann. Wenn die Anlage bei jedem Anlassen Luft pumpt weil das Reservoir leer ist, sollte man spätestens kontrollieren. Also durchaus auf die Geräuschkulisse nach dem Start achten.

Wenn Du jetzt nicht gerade in ganz entlegene Gegenden fährst, dann würde ich die Luftfederung nicht voreilig rauswerfen nur um einen evtl mal auftauchenden Defekt in der Zukunft zu vermeiden. Innerhalb Europas bekommst Du das repariert und es kostet vermutlich weniger oder kaum mehr, als die Umrüstung auf Blattfedern. Mit einem Reparaturplan für den Notfall wie Wolfgang Ihn beschreibt, kannst Du Dir dann erst einmal helfen.

Was die Bälge anbelangt ist das ganz unterschiedlich, wie lange die halten. Ich hatte insgesamt 3 Land Rover Discovery und mein jetziger Volvo XC 90 ist auch schon 5 Jahre alt. Mir ist noch nie ein Luftfederbalg kaputt gegangen und selbst mit dem Kompressoer hatte ich nur ein mal Probleme und da wurde er auf Garantie getauscht, weil die ganze Charge defekt war. Für meinen Transporter liegt der Preis um 150 EUR pro Federelement, für LR gibt es sie so für 200-300 und auch für Fiat trifft das ca zu. Also nix worüber man sich ernsthaft einen Kopf machen müsste.

Was Deine Pläne zur Höherlegung und Modifikation anbelangt bin ich allerdings skeptisch in Zusammenhang mit der Luftfederung. Manchmal gibt es Tuner die eine Modifikation anbieten. Gerade bei LR gab es mehrere Erweiterungsstufen die normalerweise im Gelände nur dann zum Einsatz kamen, wenn das Fahrzeug aufsitzt und vom Fahrer auf normalem Weg nicht abgerufen werden können. Da konnte man ansetzen. Ob das bei Transportern funktioniert, bezweifle ich. Auch bei Geländefahrzeugen sind die erhöhten Fahrwerkslagen nur bis zu bestimmten Geschwindigkeiten (i.d.R 50Km/h) freigeschaltet.

Bei Renault, etwa ist die erhöhte Bodenfreiheit an der Hinterachse, die man manuell noch übersteuern kann, nur bei Schrittgeschwindigkeit möglich - fährt man schneller senkt sich die Karosserie wieder ab.

Gruß
Michael
#8
Danke, Michael, für Deine ausführliche Antwort. Ihr habt mich überzeugt, daß die Luftfeder-Achse drinbleiben sollte. Ich werde das Thema jetzt erst mal ruhen lassen bis der Ausbau fertig ist und die Achslasten gewogen werden können. Dann werde ich schauen, welche Möglichkeiten zur Höherlegung es gibt.

Kurze Zwischenfrage zur Gewichtsverteilung: Die rechnerische Belastung durch Ausbau, Beladung und Personen sieht bei mir so aus: 22% auf die Vorderachse und 77% auf die Hinterachse. Hat jemand von euch Vergleichswert entweder aus der Planung wie ich oder dann aus der Realität? Habe versucht möglichst viel Gewicht nach vorne zu bringen den Überhang hinter der Hinterachse möglichst nicht zu belasten. So sind z.B. alle Wassertanks ganz vorne direkt hinter dem Fahrerhaus. Mir scheint meine Aufteilung 22/77 immer noch zu hecklastig.

Bliebe noch die Frage, ob sich AT-Reifen in Originalgröße mit 16" und der Stabilisator zu nahe kommen. Hat jemand diese Kombination verbaut und Erfahrung damit?