Forum für Camper-Selbstausbauer!

Für angedachte, geplante, halbfertige und fertige Wohnmobilausbauten.

Tagebücher die den Camperausbau beschreiben
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von farnham
#1
Dann will ich mal offiziell den Startschuss zum Ausbauthread abfeuern.

Fahrzeug
Nach einigen Wochen Suche ist mir letztens ein gut ausgestatteter und sehr gut erhaltener Sprinter 319 aus 2015 mit relativ wenig km zugelaufen. Neben Xenon, Automatik, Klima, Tempomat ist auch ein recht robustes Schlechtwege-Fahrwerk verbaut, die serienmäßige Tieferlegung des modellgepflegten W906 wurde dafür weggelassen. Zwei Standheizungen runden das Bild ab. Die Karosse ist ein Mixto mit einer Sitzbank in der zweiten Reihe, die ich, man mag es kaum glauben, schon verkauft habe. Trotzdem gefallen mir die beiden großen Seitenfenster und machen einen Ausbau mit quasi unveränderter Außenhaut möglich. Die Farbe und die abgedunkelten Serienfenster verhelfen den Sprinter zu einer eher Camper-unverdächtigen Erscheinung.

Ziel
Mit einem Satz: Ein Reisefahrzeug mit großzügigem Platzangebot (gemessen an der Größe) für zwei Personen - und nicht mehr. Längere Touren sollen komfortabel möglich sein. Dabei geht es weniger darum, im Fahrzeug zu leben und den ganzen Hausstand mitzuschleppen, als um reichlich Platz auch tagsüber - insbesondere wenn mal ein Homeoffice-Tag eingeschoben werden muss oder das Wetter nicht mit spielt. Und natürlich soll eine alltagstaugliche Dusche - schmerzlich vermisst im aktuellen Fahrzeug - unbedingt an Bord sein.

Layout
Da ein L2H2 nun mal kein Platzwunder ist, ist das Festbett bewusst hinten runter gefallen. Stattdessen wird der Innenausbau mehr oder weniger um eine bequeme Couch herum gestaltet, die hinter dem Fahrersitz in Längsrichtung steht und zum 200*12x großen Längsbett ausziebar wird. Der Küchenblock kommt an die übliche Stelle und bietet eine 1,90m lange Arbeits-/Abstellfläche. In der Mitte ist ein durchgehender Längsgang vorgesehen. Der Gang und der Platz hinter dem Küchenblock bilden den Platz für die Dusche. Diese ist aktuell nicht mit festen Wänden geplant - zu verlockend die Idee, mit offenen Heck- und Schiebetüren jederzeit in Sekunden komplett durchlüften zu können, ohne tausend Löcher für Luken ins Dach und/oder die Wände sägen zu müssen.

Leider gibts noch keinen schmucken Sketchup-Renderings - mit SketchUp kann ich einfach nicht :-). Es ist jedoch ein 3D-Modell in Fusion 360 in Arbeit. Das ist zwar etwas mühsamer zu erstellen bei der komplexen Kontur des Sprinters, dafür mittelfristig aber auch deutlich nützlicher.

Technikkonzept
Die Bordtechnik wird mit starkem Schwerpunkt auf Strom ausgelegt sein. Es wird eine ziemlich große (LFP)-Batterie und reichlich Ladekapazität geben. Kochen, Kühlen und teilweise auch Warmwasser werden folglich elektrisch relaisiert. Platz, Geld und Gewicht einer festen Gasanlage werde ich mir sparen. Möglicherweise kommt noch eine Dachklimaanlage hinzu - natürlich komplett autark ohne Landstrom lauffähig wie auch in meinem bisherigen Fahrzeug. Das werde ich aber nach einer Testtour im Sommer entscheiden, da mir einfach die Erfahrung fehlt, ob das zum entspannten Schlafen in einem Kawa in Europa nötig ist.

Der Möbelbau wird höchstwahrscheinlich komplett auf einem Rahmen aus Item-Profilen basieren. Die Möbelfronten sind in furniertem Balsaholz geplant, um das Gewicht in Grenzen zu halten (wahrscheinlich vom Schreiner). Einbauten wie Schubladen nach kritischer Gewichtsabwägung entweder als Fertigteile (a la Hettich oder Blum), oder schlimmstenfalls als Leichtbau aus furniertem Balsasperrholz (aua, Budgetschmerzen ...).

Zeitplan
Aufgrund eines anderen derzeit noch verfügbaren Fahrzeugs wird der Ausbau nicht in großer Hektik und/oder Reisepanik erfolgen. Im Mai ist der TÜV fällig, bis dahin möchte ich den Fußboden, die Isolierung, das Bett sowie einen provisorischen Küchenblock drin haben, um direkt die Umschreibung anzugehen. Der Fertigbau mit den arbeits- und planungsintensiven Abschnitten wird wohl eher im nächsten Herbst/Winter erfolgen.

Aktueller Zustand
ein Bild sagt mehr als tausend Worte - aber inzwischen ist er pikobello sauber und die Aufarbeitung/Konservierung des Bodens ist in Gang. Leider war beim Vorbesitzer ein Sortimo-Regal verbaut. Dem ursprünglichen Ausbauer haben jedoch rostende Stahl-Späne unter der Bodenplatte keine allzu schlaflosen Nächte bereitet...
putz mich
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#2
Hi Holger, schöne Farbe! Dachklima klingt interessant, bin auch auf Dein Layout gespannt.

Mal eine Frage: kannst Du mir die Teilenummer für das graue Zwischenstück am Dach zwischen den B-Säulenverkleidungen geben? (Oder FIN per PN, wenn das ab Werk so kam.) Ich bin nach genau diesem Teil am suchen, aber an den Varianten gescheitert und hatte vorher eine Trennwand drin.

Vielen Dank und Grüße
Philipp
#3
Philipp-313 hat geschrieben: vor 3 Jahre Mal eine Frage: kannst Du mir die Teilenummer für das graue Zwischenstück am Dach zwischen den B-Säulenverkleidungen geben? (Oder FIN per PN, wenn das ab Werk so kam.) Ich bin nach genau diesem Teil am suchen, aber an den Varianten gescheitert und hatte vorher eine Trennwand drin.
Das dürfte die A9066900907 sein. Der Name im EPC "Klappe Hochdach vorn" verwirrt zwar, aber die Bilder, die Google dazu ausspuckt passen.
Philipp-313, Wishbone gefällt dies
#4
Vielen Dank! Wenn ich das jetzt richtig sehe, habe ich den falschen Dachhimmel dafür.

Das Teil deckt nur die eine Hälfte der B-Säule ab, oder? Vielleicht kannst Du ja noch ein Bild einstellen? Auch zur Befestigung?

Nochmals Danke!
von farnham
#5
Da das Owatrol auf dem Boden bei dem kühlen Wetter so gar nicht trocknen will, ist Zeit für Planungen...
Aller Anfang ist zweidimensional
Aller Anfang ist zweidimensional
Irgendwas fehlt hier noch...
Irgendwas fehlt hier noch...
#6
Markise im herkömmlichen Sinn ist erst mal nicht geplant. Werde wohl etwas in der Art einer Kederschiene in den Falz des Dachträgers montieren. Solarpanele werden auf jeden Fall wieder flexible, daher auch kein Träger. Der Kocher fehlt aber in der Tat genau wie das Spülbecken. Größte Unsicherheit ist allerdings das Möbelgewicht, da ich mit dem Item-Profilen noch kein allzu genaues Gefühl fürs Gewicht entwickelt habe. Sobald aber der Fußboden drinn ist, ist das Bett das erste Teilprojekt - danach dürfte ich hier klarer sehen. Der Verstellmechanismus funktioniert im CAD jedenfalls schon prima.
Philipp-313 hat geschrieben: vor 3 JahreDas Teil deckt nur die eine Hälfte der B-Säule ab, oder? Vielleicht kannst Du ja noch ein Bild einstellen? Auch zur Befestigung?
Da muss ich nochmal nachschauen, wenn der Boden wieder begehbar ist - das Owatrol trocknet bei der Kälte irgendwie gar nicht und alle Seitentüren sind zugeparkt...
#7
Langsam aber sicher gehts voran - der Ladeboden "glänzt" wieder - nun in Korrux-Nitrofest kobold-blau. Ca. 100 kleine Roststellen gefunden, ausgeschliffen, grundiert und nochmal komplett übergestrichen für die übersehenen Roststellen ;-)
IMG_20210308_175429533_HDR.jpg
Eine Erkenntnis kann ich auf jeden Fall teilen: beim Bohren im Karosserieblech sollte man wirklich jeden mikroskopisch kleinen Span auf- bzw. einfangen. Denn findet dieser einen Weg unter die Bodenplatte, ist in Verbindung mit etwas Scheuern und Reiben die Roststelle am Ladeboden nahezu garantiert. Die Späne waren teilweise noch vorhanden, teilweise auch nicht mehr. Auch in letzterem Fall bleibt die Roststelle aber ganz sicher als Andenken und frist sich langsam von oben durch die Farbe.

Dann schnell noch mal in den Baumarkt und das Vinyl und etwas Styroportapete zum Ausfüttern der Sicken besorgt. Zuhause angekommen das Klick-Vinyl erst mal auf die Waage - und Schreck lass nach ... fast 9kg pro Quadratmeter. Fairerweise muss man aber dazusagen, dass es sich um die starre mineralische Qualität handelt, mit Vollvinyl ginge es sicher 1 kg/qm leichter. Allerdings war mir eine hohe Steifigkeit und hoffentlich auch Kriechunempfindlichkeit relativ wichtig, da das Vinyl direkt auf dem (supertrittfesten) Styropor der Fußbodenheizung liegt und die Möbel mehr oder weniger mit dem vollen Gewicht drauf stehen.

Bei genauerer Betrachtung (Bodenplatte plus Belag) relativiert sich die Zahl auch wieder ein wenig (Siebdruck 9mm: 7kg, Vinylbelag von der Rolle: 1.7kg pro qm). Wie dem auch sei, Gewichtsbilanz angepasst und Mund abgeputzt...
#8
Hier noch die weiter oben gewünschten Detailbilder der B-Säulen- und Dachverkleidung
Dateianhänge
IMG_20210308_175731715.jpg
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IMG_20210308_175615841.jpg
Wishbone, Philipp-313 und 1 andere gefällt dies
#9
Das CAD-Modell nimmt Gestalt an - wenn auch noch komplett leer.
Capture.PNG
Ein paar virtuelle Beulen sind noch im Blech, aber ein paar kleine Testdrucke z.B. der Fußbodenwellen stimmen sehr optimistisch bezüglich Übereinstimmung mit der Realität, die größeren Maße (LBH) scheinen auch zu stimmen. Im Großen und Ganzen sollte die virtuelle Hülle also eine relativ realistische Möbelkonstruktion erlauben.

Basis des 3D-Modell sind übrigens die DXF-Dateien vom Crafter. Erkenntnis des Tages: mit großen DXF-Datein kann Fusion 360 nicht wirklich umgehen.
#10
Dann will ich euch mal an meiner momentanen, fast meditativen Tätigkeit teilhaben lassen:

IMG_20210317_204629349.jpg

Wie hier diskutiert, wird mein Sprinter eine Fußbodenheizung bekommen. Dazu habe ich 9 Styro-Elemente mit eingeprägten Schlitzen für 10mm-Wasserrohr von heizklever bestellt. Durch die Einprägungen sind die Platten trotz hoher Trittfestigkeit doch recht zerbrechlich. Ich habe daher viel Wert darauf gelegt, die Sickenstruktur im Boden des Sprinters bestmöglich auszugleichen. Als recht gut passend hat sich dabei "Styroportapete" (ist eher eine Art Styrodur) in der Stärke 7mm und 4mm herausgestellt: Flache Sicken werden mit 1x7mm gefüllt. Tiefe erhalten 1x7mm, 1x4mm und obendrauf nochmal 7mm in recht großer Breite. Hochwissenschaftliche Versuche mit der Heißluftpistole und dem Pyrometer haben auch die Fußbodenheizungseignung erwiesen :smiley:

Ein weiterer Punkt, der zu berücksichtigen war: der Ladeboden meines Sprinters hatte relativ viele sehr kleine Rostpunkte (Späne, siehe oben). Da ich nicht ausschließen kann, dass unter dem Fußboden doch mal Kondenswasser anfällt, habe ich mir eine Gegenmaßnahme überlegt: ich hefte die Styro-Streifen mit Korrosionsschutzfett an den Boden. DIe Sicken und die schrägen Wände der Sicken bekommen dazu eine satt deckende Schicht aus Fett. Auf den hohen Rippen sowie zwischen Styrostreifen und Heizung wird hingegen konventionell verklebt (Klebstoffideen Styro-lackiertes Blech werden übrigens noch gesucht). Als Fett hat sich das härtere von Mike Sanders als recht brauchbar erwiesen: mit der Heißluftpistole aufgeschmolzen lässt es sich ganz gut auf das ebenfalls gut durchgewärmte Blech pinseln. Nach kurzer Abkühlpause haften die Styrostreifen prima daran. Bei der beabsichtigten Betriebstemperatur von 40..50°C wird das Fett übrigens höchstens honig-artig weich, aber nicht flüssig. Dafür braucht es mehr als 70°C, die sollten aber in direktem Kontakt zum Blech selbst bei Vollgas der Heizung kaum zu errreichen sein.

Ich bin schon sehr gespannt, wo das Fett ungeplanterweise wieder zu Tage tritt. Aber wie heisst der Werbespruch so schön: lieber ein Fettfleck als ein Rostfleck :lol:


Fast fertig:
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