- vor 8 Monate
#1
In meiner Jugend bin ich mit einem ausgedienten Postbus in spartanischer Ausstattung kreuz und quer durch Europa getingelt. Inzwischen gibt es eine Familie mit zwei Kindern. Diese wollte ich nun auch ans „Vanlife“ heranführen. Meine Frau gab mir dazu ihr Einverständnis, setzte mir dazu aber auch harte Rahmenbedingungen:
- Erster Urlaub noch in diesem Sommer (Umbauzeit 4 Monate)
- Geräumige Betten für alle (180x200 für uns und 80er Breite für die Kinder)
- Kein tägliches auf und umbauen des Campers (also keine Klappbetten)
- Dusche und Toilette (aber bitte mit Privatsphäre)
- Bequeme und einstellbare Sitze für die Kinder (also bitte keine Womo-Bretter-Sitzbank)
- Kaffeemaschine (220V) muss sein
- Küche mit Schubladen
- Kein vintage schicki-micki Gedöns ala Traumfänger, Lichterkette und Blumentopf
- Keine weißen Wände, da die bei Kindern nicht lange so aussehen würden
- Alles zusammen muss unter 3,5t bleiben, damit Frau auch fahren darf
Uff, da hatte ich mir ja was eingebrockt. Bei den Wünschen (gerade in Hinblick auf Betten und Toilette) musste also ein möglichst großes Basisfahrzeug her. Nach einigen Suchen und Vergleichen fiel die Wahl auf einen XXL Jumbo Sprinter mit seiner 4,7m langen Ladefläche und natürlich auch mit all den bekannten Vor- und Nachteilen. Leider gibt es diese Fahrzeuge am Gebrauchtmarkt relativ selten - und da das Ganze auch noch „günstig“ sein sollte griff ich kurzerhand zu einem Wagen mit reichlich 400.000 km auf der Uhr. Verrückt? Ja, etwas. Aber zu meiner Entlastung: Der Austauschmotor ist erst reichlich 100.000 km gelaufen. Alles im allem ist der Wagen also gerade erst richtig eingefahren. Ich muss noch dazu sagen, dass ich gern schraube und viel selber machen und auch machen kann. Von daher schreckt mich die Laufleistung nicht wirklich ab.
Nach der üblichen Entkernung wurde der Sprinter erst einmal einer „Rostkur“ unterzogen. Die üblichen Stellen an den Radkästen und hinter den Seitenverkleidungen waren natürlich angerostet. Hier und da musste ich auch am Unterboden etwas Hand anlegen – nicht schlimm – aber man will ja wenn, dann auch gleich alles machen. Auch die ein oder andere nötige Reperatur musste ich noch machen. So habe ich die Querlenker und die Stoßdämpfer vorn gewechselt und natürlich alle Flüssigkeiten gewechselt. Die Werkstatt hat dann noch den Klimakompressor ersetzt, die Reifen gewechselt und die Spur eingestellt. Mehr war eigentlich erst einmal gar nicht zu machen, so dass der Ausbau losgehen konnte.
Als erstes Problem sollte sich die zweite Sitzreihe herausstellen, denn die am Markt erhältlichen Gurtböcke sind meist weder schön noch vernünftig einstellbar oder nicht TÜV fähig. Nach etwas Sucherei bin ich dann auf einen Gurtbock aufmerksam geworden, der scheinbar alle Anforderungen erfüllt. Doch auch hier gab es wieder ein Problem. Den Gurtbock gibt es in zwei Höhen. Ein Berliner Händler hat nur den hohen im Programm, was für Fiat gut ist aber leider nicht für Sprinter. Ein weiterer Händler, der 600km weit weg ist, hat zwar die tiefere Version, besteht aber auf Einbau bei ihm vor Ort. Meine Suche führte mich letztendlich über den Hersteller in Polen zu einem dortig ansässigen Vertriebspartner, der mit den tiefen Gurtbock auch nach Deutschland versendet. Juhuu, jetzt musste nur noch mit dem TÜV alles im Vorfeld geklärt werden. Hier hatte ich jetzt mal Glück und mein Tüver gab mir nach der Einarbeitung in das Englisch sprachige Gutachten, der polnischen Herstellerfirma, welches der TÜV SÜD in Tschechien ausgestellt hat, grünes Licht für den Einbau. Nach Einbau, Abnahme und Eintragung konnte jetzt die eigentliche Planung und der Ausbau beginnen. Zeit ab hier, noch drei Monate.
Für die nächsten Wochen funktioniert ich unsere Garage zum Lager und zur Lackiererei und den Platz davor zur Freilichtschreinerei um. Die Herausforderung der 3,5t immer im Hinterkopf entschied ich mich hauptsächlich für Albasia Holz. Erstaunlicher Weise war das sogar günstiger als Pappel. Lediglich die Bodenplatte ist aus Pappel. Apropos Bodenplatte. Hier habe ich nur dort Leisten gelegt, wo später Möbel verankert werden sollen und an den Rändern. Der Rest ist mit Styrodur ausgelegt. Darauf kam dann eine 6mm Bodenplatte. Ja, richtig gelesen 6mm. Ich finde das reicht und ist zusammen mit dem Styrodur auch ausreichend stabil. Meine täglichen Stepptanzübungen mach ich allerdings dann doch lieber draußen.
Die Wände sind dann ganz herkömmlich mit Armaflex gedämmt. Im Schlafbereich verzichtete ich dann auf eine weitere Verkleidung und habe direkt auf das Armaflex kuscheligen Filz geklebt. Das ergibt weiche, kuschelige Wände, was Frau und Kinder besonders toll finden.
Um die Kosten gering zu halten, habe ich rohes Sperrholz gekauft. Das sieht nicht nur nicht schön aus, sondern die Schnittkanten des Albasias sind nicht wirklich glatt zu bekommen. Nun könnte man alles lackieren und fertig. Aber mal unter uns, das sieht doch nicht aus. Abhilfe schafft hier Klebefolie. Nein, natürlich nicht die aus dem Baumarkt (echt grottig das Zeug), auch nicht welche von Amazon (schon besser aber immer noch nur Durchschnitt), sondern echte Möbelfolie, die auch was aushält, sich super verarbeiten läßt, sich schon wirklich wertig anfühlt und auch noch super aussieht. Folie bietet zudem noch einen weiteren Vorteil. Die Oberfläche des Albasias wird um einiges Widerstandsfähiger (und Wasserabweisender) als nur lackierte Holzflächen. Apropos lackieren. Natürlich wurden alle Holzbauteile zwei Mal mit Holzschutz versehen. Hier habe ich welchen gewählt, der für Feuchtraum und Kinderspielzeug geeignet ist (mit Apperleffekt). Darauf klebt dann auch die Folie super.
Große Wandflächen und auch die Decke sollten aber keine Folie bekommen. Hier fand ich einen Stoffbezug einfach schöner. Das Ganze sieht dann auch voll edel aus. Lustigerweise ist der Stoff dazu noch günstiger als Filz oder Folie.
- Erster Urlaub noch in diesem Sommer (Umbauzeit 4 Monate)
- Geräumige Betten für alle (180x200 für uns und 80er Breite für die Kinder)
- Kein tägliches auf und umbauen des Campers (also keine Klappbetten)
- Dusche und Toilette (aber bitte mit Privatsphäre)
- Bequeme und einstellbare Sitze für die Kinder (also bitte keine Womo-Bretter-Sitzbank)
- Kaffeemaschine (220V) muss sein
- Küche mit Schubladen
- Kein vintage schicki-micki Gedöns ala Traumfänger, Lichterkette und Blumentopf
- Keine weißen Wände, da die bei Kindern nicht lange so aussehen würden
- Alles zusammen muss unter 3,5t bleiben, damit Frau auch fahren darf
Uff, da hatte ich mir ja was eingebrockt. Bei den Wünschen (gerade in Hinblick auf Betten und Toilette) musste also ein möglichst großes Basisfahrzeug her. Nach einigen Suchen und Vergleichen fiel die Wahl auf einen XXL Jumbo Sprinter mit seiner 4,7m langen Ladefläche und natürlich auch mit all den bekannten Vor- und Nachteilen. Leider gibt es diese Fahrzeuge am Gebrauchtmarkt relativ selten - und da das Ganze auch noch „günstig“ sein sollte griff ich kurzerhand zu einem Wagen mit reichlich 400.000 km auf der Uhr. Verrückt? Ja, etwas. Aber zu meiner Entlastung: Der Austauschmotor ist erst reichlich 100.000 km gelaufen. Alles im allem ist der Wagen also gerade erst richtig eingefahren. Ich muss noch dazu sagen, dass ich gern schraube und viel selber machen und auch machen kann. Von daher schreckt mich die Laufleistung nicht wirklich ab.
Nach der üblichen Entkernung wurde der Sprinter erst einmal einer „Rostkur“ unterzogen. Die üblichen Stellen an den Radkästen und hinter den Seitenverkleidungen waren natürlich angerostet. Hier und da musste ich auch am Unterboden etwas Hand anlegen – nicht schlimm – aber man will ja wenn, dann auch gleich alles machen. Auch die ein oder andere nötige Reperatur musste ich noch machen. So habe ich die Querlenker und die Stoßdämpfer vorn gewechselt und natürlich alle Flüssigkeiten gewechselt. Die Werkstatt hat dann noch den Klimakompressor ersetzt, die Reifen gewechselt und die Spur eingestellt. Mehr war eigentlich erst einmal gar nicht zu machen, so dass der Ausbau losgehen konnte.
Als erstes Problem sollte sich die zweite Sitzreihe herausstellen, denn die am Markt erhältlichen Gurtböcke sind meist weder schön noch vernünftig einstellbar oder nicht TÜV fähig. Nach etwas Sucherei bin ich dann auf einen Gurtbock aufmerksam geworden, der scheinbar alle Anforderungen erfüllt. Doch auch hier gab es wieder ein Problem. Den Gurtbock gibt es in zwei Höhen. Ein Berliner Händler hat nur den hohen im Programm, was für Fiat gut ist aber leider nicht für Sprinter. Ein weiterer Händler, der 600km weit weg ist, hat zwar die tiefere Version, besteht aber auf Einbau bei ihm vor Ort. Meine Suche führte mich letztendlich über den Hersteller in Polen zu einem dortig ansässigen Vertriebspartner, der mit den tiefen Gurtbock auch nach Deutschland versendet. Juhuu, jetzt musste nur noch mit dem TÜV alles im Vorfeld geklärt werden. Hier hatte ich jetzt mal Glück und mein Tüver gab mir nach der Einarbeitung in das Englisch sprachige Gutachten, der polnischen Herstellerfirma, welches der TÜV SÜD in Tschechien ausgestellt hat, grünes Licht für den Einbau. Nach Einbau, Abnahme und Eintragung konnte jetzt die eigentliche Planung und der Ausbau beginnen. Zeit ab hier, noch drei Monate.
Für die nächsten Wochen funktioniert ich unsere Garage zum Lager und zur Lackiererei und den Platz davor zur Freilichtschreinerei um. Die Herausforderung der 3,5t immer im Hinterkopf entschied ich mich hauptsächlich für Albasia Holz. Erstaunlicher Weise war das sogar günstiger als Pappel. Lediglich die Bodenplatte ist aus Pappel. Apropos Bodenplatte. Hier habe ich nur dort Leisten gelegt, wo später Möbel verankert werden sollen und an den Rändern. Der Rest ist mit Styrodur ausgelegt. Darauf kam dann eine 6mm Bodenplatte. Ja, richtig gelesen 6mm. Ich finde das reicht und ist zusammen mit dem Styrodur auch ausreichend stabil. Meine täglichen Stepptanzübungen mach ich allerdings dann doch lieber draußen.
Die Wände sind dann ganz herkömmlich mit Armaflex gedämmt. Im Schlafbereich verzichtete ich dann auf eine weitere Verkleidung und habe direkt auf das Armaflex kuscheligen Filz geklebt. Das ergibt weiche, kuschelige Wände, was Frau und Kinder besonders toll finden.
Um die Kosten gering zu halten, habe ich rohes Sperrholz gekauft. Das sieht nicht nur nicht schön aus, sondern die Schnittkanten des Albasias sind nicht wirklich glatt zu bekommen. Nun könnte man alles lackieren und fertig. Aber mal unter uns, das sieht doch nicht aus. Abhilfe schafft hier Klebefolie. Nein, natürlich nicht die aus dem Baumarkt (echt grottig das Zeug), auch nicht welche von Amazon (schon besser aber immer noch nur Durchschnitt), sondern echte Möbelfolie, die auch was aushält, sich super verarbeiten läßt, sich schon wirklich wertig anfühlt und auch noch super aussieht. Folie bietet zudem noch einen weiteren Vorteil. Die Oberfläche des Albasias wird um einiges Widerstandsfähiger (und Wasserabweisender) als nur lackierte Holzflächen. Apropos lackieren. Natürlich wurden alle Holzbauteile zwei Mal mit Holzschutz versehen. Hier habe ich welchen gewählt, der für Feuchtraum und Kinderspielzeug geeignet ist (mit Apperleffekt). Darauf klebt dann auch die Folie super.
Große Wandflächen und auch die Decke sollten aber keine Folie bekommen. Hier fand ich einen Stoffbezug einfach schöner. Das Ganze sieht dann auch voll edel aus. Lustigerweise ist der Stoff dazu noch günstiger als Filz oder Folie.