Forum für Camper-Selbstausbauer!

Für angedachte, geplante, halbfertige und fertige Wohnmobilausbauten.

Dämmung und Verkleidung im Innenraum
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#1
Hallo 🙋🏼‍♀️

Ich bin komplett neu hier und baue zusammen mit meinem Partner einen Ford Transit zum Camper um.
Wir haben uns durch viele Blogs und Foren gewurschtelt, sowie durch eine Flut an Informationen.
Gerade fragen wir uns was wir mit den (Holmen?) bzw. den Öffnungen in der inneren Wand machen und haben darüber nachgedacht es mit Polyester Dämmung auszustopfen. Hat jemand damit Erfahrung gemacht?
Es heißt die Home-Iso Dämmung soll nicht zusammen sacken, jedoch sind wir nicht sicher ob dies auch der Fall ist, wenn wir die Dämmung auseinander rupfen.
Falls jemand einen Tipp hat, wo man diese Dämmung nicht-kommerziell kaufen kann, wären wir ebenfalls super dankbar :star_struck: :star_struck:
Bzw was ihr so mit diesen gigantischen Öffnungen in der Wand macht, da wir nicht einfach die Amaflex Isolierung drüber kleben wollen? Hm

Erschwerend kommt hinzu dass wir zwischen Frankreich und Norwegen pendeln haha :v:

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Liebe Grüße aus Chamonix

Chrissi
#2
Hallo Christina,

ich bin mir nicht ganz sicher, was Ihr mit "gigantischen Öffnungen" meint, aber grundsätzlich muß man bei der Dämmung immer beachten, daß Dämmstoffe die nicht diffusionsdicht sind (also offenporig und dampfdurchlässig) grundsätzlich eine Dampsfperre auf der warmen Seite benötigen, damit sich darin oder dahinter auf der "kalten" Seite kein Kondensat bildet.

Wer also in solches Material für den Ausbau wählt, muß diese Grundregel beachten und irgendwie berücksichtigen, was in der Praxis aber nicht so einfach ist.

In den Holmen könnte man eine solche Dämmung wählen, aber eigentlich findet in den Bereichen die Kälteübertragung eher über des Blech statt, das eine direkte und kurze Verbindung zur Außenwand hat, so daß die Dämmwirkung im Inneren der Holme gering ist. Man läuft Gefahr, daß eine Belüftung über die Holme unterbunden wird und evtl Feuchtigkeit schlechter abtrocknet. Die Dämmung im Inneren der Holme hat also seine Tücken. Ich würde es lassen!!

Was die "gigantischen Öffnungen" anbelangt, so sollte man insbesondere bei den Türen und im Schwellerbereich sowie im Bereich der außen angebrachten Stoßleisten besser aut eine Dämmung verzichten. In den Türen und in den besagten Seitenbereichen dringt immer wieder Wasser ein, durch Bohrungen oder zb durch die angebrachten Türgriffe. Dieses muß frei nach unten ablaufen können. Eine gestopfte Dämmung verhindert das und hält die Feuchtigkeit in der Tür.

Von Fahrzeug zu Fahrzeug gibt es da verschieden "neuralgische" Bereiche die man bei der Dämmung berücksichtigen sollte.

Stellt doch gerne auch Photos mit Fragen zu konkreten Bereichen oder Öffnungen ein. Dann kann man Euch sicher noch etwas besser helfen.

Viel Erfolg!
terraoutlaw gefällt dies
#3
Vielen vielen Dank für die sehr ausgiebige Antwort :)

Ich stimme zu dass “gigantisch” sehr übertrieben war, jedoch ist es für mich schwer verständlich die Holme mit Dämmung auszusparen, da es doch ein relativ großer “freier” Raum ist. Und meiner Erkenntnis nach, dämmt man Dächer und Wände in Wohnhäusern in ähnlicher Weise oder nicht? Daher versuche ich nur zu verstehen, warum es bei einem Fahrzeug anders ist.
Ich mache später Fotos und stelle diese rein :)

Ich hatte eben die Befürchtung, dass die gestopfte Dämmung in den Holmen nach und nach, nach unten rutscht (durch Vibration beim fahren etc.).
#4
Ich versuche mal meine Aussage etwas zu präzisieren.

Zunächst einmal ist das Dämmaterial, daß Du gefunden hast schon mal deutlich "sympatischer" als Glaswolle - das ist von der Verarbeitung einfach die Hölle.

Tatsächlich kann man Wände und Decken durchaus auf diese Weise dämmen, aber im Gegensatz zu einem Fahrzeug, hast Du zB bei Gebäudewänden mit dieser Dämmweise einen anderen Aufbau.

Wenn man eine Ziegel-, Gasbeton- oder Kalksandstein Wand mit eine Dämmmatte wärmeisoliert, dann hast Du auf der warmen Seite (Innen) Deine verputzte Wand, dann folgt auf der Außenseite direkt darauf die Dämmung und dann mit etwas Abstand (in Form eines Hohlraums) das Verblendmauerwerk, was dann die sichtbare äußere Fassade darstellt.

Im Verblendmauerwerk siehst Du im unteren Bereich in regelmäßigen Abständen Öffnungen in den Fugen. Durch diese Öffnungen zirkuliert Luft, die dafür sorgt, daß die Dämmwolle stets trocken bleibt. Feuchtigkeit die aus dem Gebäude als Folge des Temperaturgefälles nach Außen diffundiert und dann in der kalten Umgebung kondensiert, wird über diese Belüftung abgeführt. Gleiches gilt auf für Schlagregen der das Außenmauerwerk bei üngünstiger Lage ggf komplett mit Wasser tränkt.

Diesen Wandaufbau mit dazwischen liegender Luftschicht kannst Du im Van nicht realisieren.

Somit hast Du nur eine Möglichkeit: Du müßtest zu 100% sicher stellen, daß die feuchte Luft im Innenraum nicht bis in die Dämmwolle vordringt. Das geht mit einer Dampfsperre (Folie) ist aber in der Praxis fast unmöglich dicht zu bekommen aufgrund der ungünstigen Formgebung. Selbst wenn die Folie dicht ist - beim verschrauben der Seitenteile dringen Verschraubungen eben doch wieder durch die Folie und machen sie punktuell undicht.

Mineralische Dämmwolle, ebenso wie solche aus Polyester kann Feuchtigkeit nicht absorbieren (vorübergehend aufnehmen) und somit kondensiert diese in Tropfenform in der Wolle - NICHT GUT!!!

Die Holme sind vergleichbar mit Rohren bei denen ein Teil direkt Verbindung zur Außenseite haben und somit sehr kalt werden. Wie an einer Rohr, wandert die Kälte jedoch mühelos an der Wandung entlang. Isolierst Du das Rohr, indem du es mit Dämmwolle voll stopfst kannst Du diesen Effekt nicht bremsen. Du riskierst aber daß warme Luft, die in die Dämmung vordringt Feuchtigkeit einträgt die dann auch hier an den Innenseiten Kondensiert und die Dämmwolle durchfeuchtet.

Weil der Holm nun vollgestopft ist, hinderst Du das Kondensat daran im inneren der Holme nach unten abzulaufen, wo es durch die Belüftung in den Schwellern verdunsten könnte. AUCH NICHT GUT !!!

Wenn Du die Holme insolieren möchtest, dann würde ich das von außen und NUR von außen tun. Das geht zB mit Armaflex was gleichzeitig die Öffnungen weitgehend verschließt so daß auch weniger Kondensat entsteht.

Ziel sollte es sein die kalten Außenflächen direkt mit Dämmung zu bekleben, wo dieses möglich ist. Das minimiert zunächst die Kondensatbildung erheblich. Wenn Ihr zusätzlich dämmen wollt, dann wäre das auch mit der Polyesterwolle möglich, aber man braucht dann davor eine Luftschicht und dann erst die Wandverkleidung. Sonst kann evtl. eindringende Feuchtigkeit sich wieder aufstauen.

Wenn man in dieser Dämm-ebene ein natürliches Material nimmt (zB Schafwolle) dann ist die Kondensatbildung weniger ausgeprägt, da Wolle rd 1/3 des Eigengewichts and Wasser "speichern" kann und dann später bei Erwärmung und Belüftung wieder abgibt.

Ich hoffe meine Erklärung konnte jetzt etwas zum Verständnis beitragen :wink:
Bastelfreak, Wishbone gefällt dies
#5
Danke fûr die Erklärung. Und ja das macht nun mehr Sinn. Vielen Dank dafür!
Ich habe nun Fotos angehängt.
Dateianhänge
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#6
Hallo und danke für die Photos!

Ich merke gerade, daß ich jetzt wohl in der Pflicht bin dazu etwas sinnvolles beizutragen .... uhh... dumm gelaufen :stuck_out_tongue_winking_eye:

Nachdem ich die Bilder heruntergeladen und gedreht hatte (kein Vorwurf, alles gut !!!) war ich immer noch nicht viel schlauer. Die Jungs bei FORD haben wirklich Spaß an Blechabkantungen und Durchbrüchen gehabt und das schwarz lackierte Blech fördert nicht gerade die Orientierung.

Nun gut - ich versuche mich mal an einem der Bilder, denn die Karosserie des Transit ist mir leider nicht geläufig - offenbar ein Teil der Seitenwand und der Radkastenverkleidung.

Die direkten Außenflächen habe ich mit roten Pfeilen gekennzeichnet. Die würde ich mit einer diffusionsdichten Isolierung DIREKT bekleben. Wie sprechen also von allen ZUGÄNGLICHEN Blechflächen die DIREKT eine Außenwand darstellen. In der Praxis verwenden die meisten (so mein Eindruck) Armaflex oder ähnliche Isolierschäume die geschlossenzellig sind und somit direkt kein Wasser aufsaugen können oder eine Diffussion zumindest in hohem Maß verhindern.

Mit gelben Pfeilen habe ich 2 Punkte markiert, an der die Außenwand eindeutig durchbrochen wird. In diesem Fall sieht man 2 Kunststoff -"Dübel" die vermutlich die äußeren Kunststoffverkleidungen fixieren. An diesen Stellen wird immer wieder mal Wasser nach Innen dringen können. Man sollte diese Stellen daher nicht Überkleben oder mit Isolierung überdecken da sonst das Wasser nicht nach unten ablaufen kann. Alle Außenflächen UNTERHALB der Durchbrüche sind daher für eine Isolierung TABU.

Der Versuch die Löcher mit Dichtmasse zu verschließen wird immer wieder mal unternommen, aber da man nicht sicher sein kann, daß es eine dauerhafte Lösung ist und da es bei der Demontage ebenfalls Ärger macht, würde ich es lassen.

An dieser Stelle schließe ich jetzt mal den Kommentar und warte erst einmal, ob weitere Fragen kommen, bevor ich Verwirrung stifte :wink:

IMG_3978.jpeg
#7
WeeC hat geschrieben: vor 11 MonateUnd meiner Erkenntnis nach, dämmt man Dächer und Wände in Wohnhäusern in ähnlicher Weise oder nicht? Daher versuche ich nur zu verstehen, warum es bei einem Fahrzeug anders ist.
Das wichtige bei einem Haus ist, dass die Dämmebene durchgängig ist. Beim Van ist das auch so, und nur machbar wenn überklebt wird. Man kann auch die Holme zusätzlich dämmen, aber der Effekt ist äußerst gering im Verhältnis zu den überklebten Holmen und m.E. die Mühe nicht wert.
#8
Moin Christina,

ich würde die Fläche durchgehend in einem Stück (soweit möglich) dämmen. Bei den Durchbrüchen kann man dann natürlich die Dämmung ein stück rein drücken, na und. Die Vertiefungen im Blech oberhalb der gelben Pfeile könntest Du vorab mit einer dünneren Lage unterfüttern. Oder Du klebst nacheinander mehrere Lagen dünnes Armaflex, weil Du so einfacher Konturanpasdungen realisieren kannst. Den oberen tieferliegenden Teil dann separat als zweiten durchgehenden Teil. Wegen der Rundungen musst Du etwas aufpassen, dass Du das Armaflex dort stauchen einklebst und nicht ziehst, sonst kann es sich später evtl. wieder aus der Rundung rauslösen. Au h hier geht es evtl. einfacher mit mehren dünneren Lagen. Stosskanten haben wir abschließend mit 3mm Armaflex noch mal überklebt.

Liebe Grüße

Thorsten
#9
Hallo Cristina,
ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen!
Bei unserem Transitausbau haben wir alle frei zugänglichen Blechteile direkt und dann zusätzlich auch die Holme von der Kabinenseite komplett mit Armaflex überzogen. An den großen Öffnungen (die liegen großteils im Bereich der seitlichen Rammschutzleisten) kommt immer wieder von außen Feuchtigkeit an den Befestigungspunkten rein. Das muss weiterhin ablaufen können (das Fahrzeug hat dafür unten Entwässerungsöffnungen wo es auch wieder austreten kann). Genauso ist es bei den Türen.
Wir haben deshalb diese Bereiche und auch alle horizontalen und vertikalen Holme nur von der Karosserieinnenseite gedämmt. Da im unteren Bereich auch noch Möbeleinbauten erfolgten, mussten wir noch nicht einmal eine Unterkonstruktion zur Überdeckung montieren. Das Armaflex klebt wie Hulle und übetrdeckt die Öffnungen einfach.
Dort wo die gedämmte Wandoberfläche sichtbar bleiben sollte (also die oberen Teile der Holme und auch die gedämmten Blechflächen) haben wir mit einem thermoplastischen Baumwollgewebe überzogen. Das hat die relativ weiche Dämmoberfläche ausreichend druckfest stabilisiert. Dieses ursprünglich aus dem Formen- und Modellbau stammende Material lässt sich mit einem Föhn dreidimensional verformen und klebt dann automatisch. Unseres stammte von Modulor - war aber nicht ganz billig uns soweit ich weiß, hat das auch sonst niemand so gemacht. Schließlich haben wir auch noch mit Latexfarbe gestrichen. Die ist auch zusätzlich noch relativ dampfdruckdicht.