Forum für Camper-Selbstausbauer!

Für angedachte, geplante, halbfertige und fertige Wohnmobilausbauten.

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#1
Hallo Zusammen,

ich bin gerade noch in der Planungsphase und habe mir ein paar Gedanken zur nötigen Belüftung gemacht, damit ich, auch wenn ich in der Sonne parke, im Auto nicht komplett eingehe. Die möchte ich gerne teilen.

Vorneweg: Ich möchte gerne ohne Dachluken auskommen. Zur Belüftung möchte ich seitlich oben einen Luftauslass, wie man das von Gastransportern kennt, einbauen, und im Boden ein Loch, über das kalte Frischluft nachkommt. Beide bestückt mit je zwei 120mm PC Lüfter. Das könnte aber, wie man gleich sieht, evtl etwas knapp werden.

Luft hat eine spezifische Wärmekapazität von ca. 0.33 Wh/(m3*K), d.h. wenn man akzeptiert, dass der Innenraum 3° wärmer ist als die Umgebung, benötigt man einen Luftstrom von 1 m3/h um ein Watt eingebrachte Wärmeleistung aus dem Fahrzeug abzuführen. Akzeptiert man 6° Temperaturunterschied, sind es entsprechen 2 Watt pro m3/h Luftstrom.

Wieviel Watt werden nun in einen gedämmten Innenraum eingebracht, wenn das Auto in der Sonne steht?
Mein Auto ist schwarz, ich rechne mal mit 80°C, auf die sich das Blech in der Sonne erwärmen kann ([Externer Link für Gäste nicht sichtbar]).
Armaflex hat einen Wärmeleitwert von 0.035 W/m*K. Bei L2H2 und einer Fläche von Dach + eine Seite (die Seiten im Schatten werden nicht relevant zur Erwärung beitragen) würde ich mal überschlagen mit 10m2 Rechnen, die in der Sonne sind (die Seite in einem steileren Winkel, deshalb hab ich etwas von der Fläche abgezogen).
Macht dann, bei 19mm Armaflex und 30°C Innentemperatur: 50*0.035*10/0.019 = 921W.
(Fenster kommt in der Rechnung nicht vor, da dieses auch abgedunkelt und mit Isoliermaterial verkleidet wird).
Das Fahrerhaus wird mit einem Thermovorhang abgetrennt, ich nehme mal an von hier kommen nochmal so ca. 200W.

Dementsprechend würde ich einen Luftstrom von ca. 1100 m3/h benötigen, wenn ich bei 27°C Außentemperatur im Camper nicht mehr als 30°C haben möchte.
So ein PC Lüfter kommt auf ca. 80 m3/h, da würde mir also einiges Fehlen!

Soweit zur Theorie, was mir aber fehlt sind die praktischen Erfahrungen, wie sieht es denn bei Euch in der Realität so aus?
chbla gefällt dies
#2
Ich weiss nicht warum Du keine Dachfenster haben möchtest aber ist eben das ist effektivste Methode die Wärme aus dem Auto zu bekommen.
Wenn keine Dachluke, dann halt Fenster auf. Wobei ich auch nicht verstehe, warum das Fenster mit Isoliermaterial verkleidet werden soll.
Möchtest Du mit dem Auto inkognito irgendwo stehen?
Gerade bei einem schwarzen Auto wird die Wärme ein Problem werden. Da kann die Dämmung noch so dick sein. Die Zeit des Aufheizens wird nur verzögert.
Vielleicht sagst Du uns mal warum Du das so möchtest.
#3
Felix Muster hat geschrieben: vor 1 Jahrund im Boden ein Loch, über das kalte Frischluft nachkommt
Da ist bereits der erste Denkfehler. In der Sonne findest Du am Boden die heißeste Luft, nicht die kälteste. So billig lässt sich die Natur nun auch wieder nicht austricken. Die kälteste Luft findest Du dort auch, aber nur nachts nach Ausbildung der Bodeninversion und bei klarem Himmel.

Ansonsten noch ein, zwei Grenzwertbetrachtungen:
1. Einstrahlung: über den Daumen 1000W/qm (senkrecht). Ein Teil davon geht halt durch, ein Teil wird abgestrahlt, ein Teil reflektiert. Die Frage ist nur, welche Teile.
2. Eine 5kW-Klimaanlage schafft es in der Regel nicht, einen ganzen Kastenwagen in der Sonne und bei 35°C wirklich nennenswert Außentemperatur abzukühlen.

An dem einen kW melde ich also mal leise Zweifel an. Und dann gibts noch die große Unbekannte - die relative Luftfeuchtigkeit. 25°C bei nahe 100% RF können unerträglich sein, während knüppeltrockene 40°C in der Wüste eigentlich nichts Schlimmes sind.
#4
Felix Muster hat geschrieben: vor 1 JahrDementsprechend würde ich einen Luftstrom von ca. 1100 m3/h benötigen
Ich gebe zu, ich habe mir nicht die Mühe gemacht, Deine Rechnung zu überprüfen. Ich glaube auch, daß da noch ein ganze Menge an Unbekannten einen nicht unerheblichen Einfluss haben, die man in der Theorie so einfach nicht berücksichtigen kann.
Nur soviel. 1100 M3/h würden bedeuten daß Du bei einem Transporter L2H2 (ca 10m3) in jeder Minute die komplette Innenluft fast 2 mal austauschst. Das ist unrealistisch und würde eine ganz schön zugige Angelegenheit werden.

Mein Master ist Dunkelblau. Die Armaflexdämmung kann im Sommer nur wenig ausrichten und aus eben diesem Grund habe ich mein Dach weiss foliert. Der Unterschied ist GIGANTISCH.

Wie vom Vorredner bereits gesagt - Dämmung verzögert zwar, löst aber das Problem nicht.
Ich kann Deinen Wunsch das Dach nicht zu durchlöchern nachvollziehen, trotzdem würde ich über zumindest eine Entlüftung im Dach nachdenken. Diese dann mit einer weiteren im Boden und einem Lüfter zu kombinieren (wie ohnehin von Dir geplant) dürfte schon einiges bringen, insbesondere wenn Du das Fahrzeug parkst und kein offenes Fenster hinterlassen willst.
Wärme steigt nun einmal nach oben und daher wird man sie am höchsten Punkt auch am leichtesten wieder los.

Denke unbedingt mal darüber nach Dein Dach zu folieren, denn dunkle Farben sind da ein echter Nachteil. Ich habe das mit Oracal 970 RA gemacht - es ist jetzt seit 2 Jahren darauf und sieht immer noch sehr vernünftig aus. Auch entlang der Stege und Sicken löst sich bisher nichts. Andererseits schaust Du das Dach ja auch nicht ständig an. :stuck_out_tongue_winking_eye:
Felix Muster, Nordwind gefällt dies
#5
farnham hat geschrieben: vor 1 JahrIn der Sonne findest Du am Boden die heißeste Luft
Wenn das Fahrzeug geparkt ist, wird darunter wohl Schatten sein :smile: aber im Prinzip hast Du natürlich schon recht - die Frage ist aber welches die Alternative wäre, wenn er die Fenster geschlossen haben will. Hast Du dafür eine Idee?? Irgendwie muß er ja im Innenraum auch Luftbewegung erzeugen.
#6
Mit einem PC-Lüfter klappt das nicht, es gibt aber ja genügend Alternativen, die wesentlich mehr Durchsatz haben
(z.B. Rohrventilatoren). Unter 15cm Durchmesser bringt das aber nichts, das wird im Dauerbetrieb immer laut sein.

Die Luft unter dem Fahrzeug ist schon wesentlich kühler. Im Promaster-Forum gibt es dazu einige Experimente, und
etliche mit einer Öffnung im Fahrzeugboden zu genau diesem Zweck.
Was man alternativ, bei den Sevel, verwenden kann ist die Öffnung für den Tankentnehmer im Kabinenboden.

Bzgl. notwendige Energie zur Kühlung, 5kw reichen da mit einer Klimaanlage schon aus, je nach Fahrzeuggröße.
Wenn man keine Dachfenster hat, die Fläche für PV nutzt (beim L2H2 bekommt man ca. 1kw aufs Dach), kann man
damit auch erfolgreich eine Klimaanlage betreiben. Die Schwierigkeit dabei ist es, ein effizientes Gerät zu finden und
auch einzubauen. Die ganzen Camping-Anlagen sind nicht besonders effizient.

Es gibt aber einige, die das so machen, z.B.:


Nachdem das hier aber vermutlich möglichst unauffällig sein soll (sonst könnte man ja einfach Lüfter in die
Fenster hängen), vermutlich keine Option.
#7
Mustermicha hat geschrieben: vor 1 Jahraus eben diesem Grund habe ich mein Dach weiss foliert. Der Unterschied ist GIGANTISCH.
… ist das wirklich so? Käme für meinen schwarzen auch in Frage :) ich hatte schon fast an ein Tropendach gedacht. M.
#8
@Felix Muster
Hallo Felix
Deine Idee des Luftaustauschs per Lüfter, werkelt bei mir seit 2 Jahren mit mäßigem Erfolg.
Da ich das Dach komplett mit Solar voll habe, war da kein Platz mehr für eine Dachluke zum Lüften. Deshalb kam nur aktives Querlüften infrage. Mein Fensterbus ist in Sachen Aufheizung sowieso eine andere Hausnummer. Meine versuchte Lösung des Problems hat zu beiderseitigen entnehmbaren Lüftereinheiten geführt, die in die geöffneten Schiebefenster eingesetzt werden können.
Außen ist da eine Kiemenabdeckung drauf. Die jeweils 4 Stück 180 mm Lüfter laufen so, dass an einer Seite Außenluft hinein und auf der anderen Seite herausgedrückt wird.
Die Lüfter kommen hauptsächlich dann zum Einsatz, wenn wir zu irgendwelchen Unternehmungen unterwegs und nicht im Auto sind. Ich kann hier weder mit irgendwelchen Berechnungen dienen noch technische Angaben zu den verwendeten Lüftern machen. Ich hab die, mit dem größten verfügbaren Luftdurchsatz genommen, die damals verfügbar waren. Das Ganze funktioniert zumindest soweit zufriedenstellend, daß wir beim Öffnen der Tür nicht von einem Hitzestau erschlagen werden. Den richtigen Vorzug spielen die Lüfter allerdings nächtens aus. Da ich sie per PWM ansteuere, haben wir immer einen angenehmen Luftaustausch bei regelbarer Lautstärke im Bus.
Als Fazit würde ich sagen: Funktioniert als Notbehelf. Aber eine Dachluke wäre besser.

Gruß Wolfgang
Dateianhänge
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#9
Vielen Dank für den ganzen Input!
Zum Hintergrund, den habt ihr ja bereits richtig erkannt: Ich möchte gerne nicht auf den ersten Blick als Camper erkannt werden. Ganz inkognito wird es schon allein wegen des Nummernschilds und der Solarmodule nicht gehen, aber eine Dachluke "schreit" ja quasi Camper.
Das Fenster ist ein starres Originalfenster, kann also nicht zum Lüften herhalten.

@farnham Über die Sonneneinstrahlung wollte ich zuerst auch gehen, aber wie Du sagst, da kommt es sehr drauf an, wieviel davon wirklich ankommt. Daher der Ansatz mit der Blechtemperatur, da ich dazu wenigstens ein paar Daten gefunden habe.

@Mustermicha
Auf die Idee mit dem Dach folieren war ich noch gar nicht gekommen, das werde ich auf jeden Fall in Betracht ziehen, danke für den Tipp! Vielleicht gibt es ja sogar (ggf auch nur im Infrarotbereich) verpiegelte Folien? Ich schau mich in dem Bereich mal um.


Die Lüfter sollen bei mir quasi in den Hängeschrank, der oben einen entsprechen großen Schlitz bekommt. Damit wird die warme Luft direkt unter dem Dach abgesaugt. Von einer Dachluke unterscheidet sich das dann nur noch durch die Querschnittsfläche (die die Dachluke aber auch nur voll hat, wenn sie ganz offen ist) und der Lüfterleistung (so ein Dachlukenlüfter ist ja meist ein anderes Kaliber).
Der Maxxair hat laut Datenblatt einen maximalen Luftdurchsatz von 1500m3/h. Hier wären auch Erfahrungen ganz interessant ob und auf welcher Stufe der es alleine schafft eine akzeptable Temperatur zu halten.

Ich habe noch [Externer Link für Gäste nicht sichtbar] Lüfter gefunden, mit angeblich 330 m3/h und zwei von denen (bzw. vier, wenn ich auf der anderen Seite auch noch eine Abluft einbaue), komme ich schon in ähnliche Regionen.

@Wolfgangfox Das ist sehr interessant, hätte ich so nicht erwartet! Da hätte ich aus dem Bauch gesagt, das diese Luftmenge schon einiges bringen müsste.

So unglaublich effizient können Dachluken doch auch gar nicht sein, im Endeffekt kommt es ja "nur" auf den tatsächlichen Luftdurchsatz an (sofern wirklich die warme Luft von oben ausgeblasen wird; ob sie nun den Camper zur Seite oder nach oben verlässt sollte ja egal sein).

Hat denn jemand einen Bus, mit dem er in der Sonne gut stehen kann, und wie ist es dort gelöst?
#10
@Felix Muster
Du solltest aber immer noch 2 Dinge beachten.
Erstens sind die Luftmengenangaben der Lüfter immer "frei blasend". Schon ein Kiemengitter behindert den Luftstrom enorm.
Zweitens mußt du genau so viel Luft, wie du raus befördern willst, auch wieder rein lassen. Bevorzugt auch mit gleichwertigen Lüftern.
Wenn selbst meine großflächigen Zwangslüftungen nur mäßigen Erfolg bringen, gebe ich deinen Schlitzen im Hängeschrank nur eine geringe Chance.
Deine Frage nach Erfahrungen, wenn man in der Sonne parkt, sind etwas unbedarft. Jeder weiß, die Bude wird unerträglich heiß im Sommer. Da hilft nur, alle Türen auf und auf einen gnädigen Wind hoffen.
Gruß Wolfgang