- vor 2 Jahre
#1
Da ich bei meinem Umbau Schnierle Sitze verwendet habe, hier mal ein paar Infos, für alle die sich auch mit dem Thema rumplagen:
Disclaimer
Ich stehe in keiner Verbindung zum Hersteller und bin auch kein Profi, sondern Endkunde. Alle Infos nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr. Da das Thema nicht ganz billig und ziemlich sicherheitsrelevant ist, zählt am Ende nur, was Ihr mit dem Hersteller oder Einbaupartner individuell vereinbart habt, und was Euer jeweiliger Prüfer dazu sagt!
Einleitung
Schnierle-Sitze für die EU-Fahrzeugklasse M1 (d.h. Camper) bestehen aus drei Komponenten:
1. dem Sitz inkl. Sicherheitsgurt
2. dem Sitz-Fuß
3. der Einbauschiene für den Boden
Das ganze lässt sich nach meinem Verständnis ziemlich flexibel kombinieren und deckt somit sehr viele Anwendungsfälle ab.
Sitze
Eine Liste der verfügbaren Sitze gibt es beim Hersteller unter M1-Sitze: [Externer Link für Gäste nicht sichtbar]
Ich habe mit aus Gewichtsgründen für den Flexus 2 mit starrer Lehne entschieden. Es gibt verschiedene Breiten und Stoffe, sowie Zusatzoptionen, wie Isofix-Halterung, Armlehnen oder teilweise auch 4-Punktgurte. Meine Sitze sind 430mm breit, in Stoff MB Tex Tunja, passend zu den Vordersitzen und haben Isofix. Die starre Lehne stört mich nicht, mir waren die abnehmbaren Kopfstützen dagegen wichtig. Die Sitze sind fest gepolstert, aber sehr hochwertig und bequem.
Es gibt auch einen Einzel-Klappsitz, bei dem man die Sitzfläche hochklappen kann. Steht unter Krankenwagen, ist aber laut Webseite auch M1-geprüft und dürfte Camper-Tauglich sein. Oder eine 3er-Schlafsitzbank, welche wie im VW California in ein ebenes Bett umgebaut werden kann.
Füße
Der einzelne Sitz wird auf einen Fuß geschraubt. Hier gibt es verschiedene Höhen und zwei verschiedene Ausführungen: a) für den geschraubten Festeinbau und b) als EasyLeg für eine doppelte Airline-Schiene am Boden mit einer Mechanik zum schnellen Herausnehmen. Weitere Optionen sind z.B. Rollen für den Transport oder sogar Drehkonsolen, die man potentiell zu einem runden Tisch passend drehen, oder mit der man Klappsitze an die Wand drehen könnte.
Ich habe mich für die Fuß-Höhe 315mm entschieden, Sitzhöhe dann bei mir mit Flexus 2 ca. 510mm. Passt im Sprinter ganz gut zu den gedrehten Vordersitzen mit Drehkonsole und erlaubt auch ein flaches Podest in der Dinette. Weiterer Vorteil gegenüber einem Sprinter Mixto: die Sitze kommen höher, so dass die Kinder auch sehr gut rausgucken können. Außerdem habe ich den Easy-Leg Fuß und kann die Sitze mit einem Handgriff lösen, verschieben oder rausnehmen. Das System hält bombenfest und ist ebenfalls super hochwertig.
Die Verschraubung vom Sitz am Fuß sieht so aus, als könnte man den Sitz auch ein paar cm in der Querrichtung auf dem Fuß positionieren. Ob das so gedacht ist, kann ich aber nicht sagen, daher keine Gewähr. Könnte aber relevant sein, falls der Durchgang am Küchenblock bei der Planung zu eng geworden ist und würde die Flexibilität beim Einbau ggf. erhöhen.
Die verschiedenen Füße gibt es hier: [Externer Link für Gäste nicht sichtbar]
Es gibt auch noch Sonderfüße für Radkästen oder dergleichen, hier kenne ich mich aber nicht aus.
Schienen oder Bodensystem
Der Sitz-Fuß wird in ein Doppel-Schiene eingesetzt (d.h. 2 Sitze = 4 Schienen). Diese gibt es als doppelte Airline-Schiene, Rail-In für EasyLeg, mit der Option die ganzen normalen Fittinge zur Befestigung von Möbeln oder Ladung zu verwenden. Oder es gibt eine doppelte C-Schiene für den Festeinbau, dann wird der Fuß geschraubt und lässt sich nicht ohne Werkzeug entnehmen. Bei dem Festeinbau wird man die Nutensteine vermutlich von einem Ende her einschieben müssen. Bei der Airline-Schiene kann man den Sitz dagegen an beliebiger Stelle einsetzen. Außerdem bietet Schnierle noch weitere Bodensysteme mit Sandwichplatte und PVC-Belag, für den neuen Sprinter (ab 2018) auch komplett vorgefertigt, an.
Die Doppel-Schiene muss mindestens 100cm lang sein und wurde bei mir über die gesamte Länge mit mehreren Kleberaupen eingeklebt und hinten zusätzlich mit einer Gegenplatte under dem Fahrzeugboden in der Nähe der Querholme gekontert. Da ich die Schiene auch zu Befestigung der Möbel hinter den Sitzen verwende, habe ich statt 100cm jeweils 180cm verbaut. Dies bietet mir mit einer zusätzlichen Gegenplatte vorne auch die potentielle Option, später bei Bedarf noch zwei weitere Sitze - auch in Gegensitzanordnung
- einzutragen.
Eintragung
Dieses häufig heikle Thema war bei mir völlig problemlos. Ich konnte die Eintragung erst mit der Umschreibung von LKW zu WoMo vornehmen und habe das daher in Eigenregie gemacht. Mein Einbaupartner in Leverkusen hätte mir auch einen TÜV empfehlen können, war aber gar nicht notwendig.
Ich habe mit Auftrag und Anzahlung alle für die spätere Eintragung benötigten Hersteller-Unterlagen bekommen. Dies umfasste für alle beteiligten Komponenten die notwendigen Prüfprotokolle und Einbauvorschriften. In Kombination mit der Foto-Dokumentation vom Einbaupartner waren das zig Seiten und etliche MB an Fotos, habe ich mir nicht alles im Detail angeguckt. Mein sehr kompetenter, aber auch sehr penibler Prüfer von der DEKRA hatte hier nichts zu beanstanden. Wichtig ist allerdings, dass die Prüfprotokolle und Einbaudokumente dort wo relevant fahrzeugspezifisch sein können (z.B. Sprinter Typ XXXXX, Nr. YYYYY, Ausführung ZZZZZ) und dann auch zum eigenen Fahrzeug mehr oder weniger exakt passen müssen! Das unbedingt abklären, bevor man viel Geld in die Hand nimmt, sonst landet Ihr möglicherweise in einer Grauzone und seid am Ende doch auf einen toleranten Prüfer angewiesen.
Preise
Nach meiner Info verkauft Schnierle nicht an Endkunden, hat aber überall Einbaupartner. Ich habe das einem Profi in meiner Nähe überlassen, der sonst Individualausbauten macht und habe mit ein paar Extras etwas mehr als 2.000 EUR pro Sitz, Fuß, Doppelschiene, Einbau und Dokumentation bezahlt. Es geht vielleicht je nach Optionen noch etwas billiger, aber da steckt beim Einbau schon Aufwand hinter. Es geht auch beliebig teurer, z.B. VanX ca. +400 EUR, Ledersitze, etc. Für die oben genannte 3er-Schlafsitzbank habe ich im Netz Angebote für 6.500 EUR inkl. Einbau gesehen.
Vor-/Nachteile
Aus meiner subjektiven Einschätzung, im Vergleich zu anderen Lösungen, wie Gurtbock oder Mixto-Original-Rücksitzbank:
(+) Flexibilität und Vielfalt der Lösungen
(+) Sitze können rausgenommen werden
(+) Crash-Sicherheit (je nach Gurtbock und Ausführung der Sitze)
(+) Größeres Angebot für das Basisfahrzeug (Sprinter 4x4 Mixto sind z.B. sehr selten)
(+) Höhe passend zu den Vordersitzen (im Vergleich zum Mixto)
(+/-) Einbaupartner übernehmen den Einbau
(+/-) Sitzkomfort je nach Ausführung und Vergleichslösung
(+/-) Sitze passen optisch zu den Vordersitzen (je nach Stoff)
(+/-) Gewicht (Sitz und Fuß gewogen 22,5kg, VanX wäre dagegen +14,5kg)
(-) Kosten
(-) Platzbedarf für den Fuß (weniger gut nutzbarer Stauraum)
(-) Mehr Aufwand, um den Sitz nahtlos in die anderen Möbel zu integrieren
(-) Schienen fügen sich in den Boden ggf. nicht so schön ein
Fotos
Hier noch ein paar Fotos von meinen Sitzen, auf der Internetseite von Schnierle gibt es alle möglichen anderen Beispiele:
Fotos von den Gegenplatten unter dem Fahrzeugboden:
Und der fertigen Dinette (das Podest ist mittlerweile ca. 12cm höhergelegt):
Fragen, Korrekturen und Anmerkungen gerne!
Disclaimer
Ich stehe in keiner Verbindung zum Hersteller und bin auch kein Profi, sondern Endkunde. Alle Infos nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr. Da das Thema nicht ganz billig und ziemlich sicherheitsrelevant ist, zählt am Ende nur, was Ihr mit dem Hersteller oder Einbaupartner individuell vereinbart habt, und was Euer jeweiliger Prüfer dazu sagt!
Einleitung
Schnierle-Sitze für die EU-Fahrzeugklasse M1 (d.h. Camper) bestehen aus drei Komponenten:
1. dem Sitz inkl. Sicherheitsgurt
2. dem Sitz-Fuß
3. der Einbauschiene für den Boden
Das ganze lässt sich nach meinem Verständnis ziemlich flexibel kombinieren und deckt somit sehr viele Anwendungsfälle ab.
Sitze
Eine Liste der verfügbaren Sitze gibt es beim Hersteller unter M1-Sitze: [Externer Link für Gäste nicht sichtbar]
Ich habe mit aus Gewichtsgründen für den Flexus 2 mit starrer Lehne entschieden. Es gibt verschiedene Breiten und Stoffe, sowie Zusatzoptionen, wie Isofix-Halterung, Armlehnen oder teilweise auch 4-Punktgurte. Meine Sitze sind 430mm breit, in Stoff MB Tex Tunja, passend zu den Vordersitzen und haben Isofix. Die starre Lehne stört mich nicht, mir waren die abnehmbaren Kopfstützen dagegen wichtig. Die Sitze sind fest gepolstert, aber sehr hochwertig und bequem.
Es gibt auch einen Einzel-Klappsitz, bei dem man die Sitzfläche hochklappen kann. Steht unter Krankenwagen, ist aber laut Webseite auch M1-geprüft und dürfte Camper-Tauglich sein. Oder eine 3er-Schlafsitzbank, welche wie im VW California in ein ebenes Bett umgebaut werden kann.
Füße
Der einzelne Sitz wird auf einen Fuß geschraubt. Hier gibt es verschiedene Höhen und zwei verschiedene Ausführungen: a) für den geschraubten Festeinbau und b) als EasyLeg für eine doppelte Airline-Schiene am Boden mit einer Mechanik zum schnellen Herausnehmen. Weitere Optionen sind z.B. Rollen für den Transport oder sogar Drehkonsolen, die man potentiell zu einem runden Tisch passend drehen, oder mit der man Klappsitze an die Wand drehen könnte.
Ich habe mich für die Fuß-Höhe 315mm entschieden, Sitzhöhe dann bei mir mit Flexus 2 ca. 510mm. Passt im Sprinter ganz gut zu den gedrehten Vordersitzen mit Drehkonsole und erlaubt auch ein flaches Podest in der Dinette. Weiterer Vorteil gegenüber einem Sprinter Mixto: die Sitze kommen höher, so dass die Kinder auch sehr gut rausgucken können. Außerdem habe ich den Easy-Leg Fuß und kann die Sitze mit einem Handgriff lösen, verschieben oder rausnehmen. Das System hält bombenfest und ist ebenfalls super hochwertig.
Die Verschraubung vom Sitz am Fuß sieht so aus, als könnte man den Sitz auch ein paar cm in der Querrichtung auf dem Fuß positionieren. Ob das so gedacht ist, kann ich aber nicht sagen, daher keine Gewähr. Könnte aber relevant sein, falls der Durchgang am Küchenblock bei der Planung zu eng geworden ist und würde die Flexibilität beim Einbau ggf. erhöhen.

Die verschiedenen Füße gibt es hier: [Externer Link für Gäste nicht sichtbar]
Es gibt auch noch Sonderfüße für Radkästen oder dergleichen, hier kenne ich mich aber nicht aus.
Schienen oder Bodensystem
Der Sitz-Fuß wird in ein Doppel-Schiene eingesetzt (d.h. 2 Sitze = 4 Schienen). Diese gibt es als doppelte Airline-Schiene, Rail-In für EasyLeg, mit der Option die ganzen normalen Fittinge zur Befestigung von Möbeln oder Ladung zu verwenden. Oder es gibt eine doppelte C-Schiene für den Festeinbau, dann wird der Fuß geschraubt und lässt sich nicht ohne Werkzeug entnehmen. Bei dem Festeinbau wird man die Nutensteine vermutlich von einem Ende her einschieben müssen. Bei der Airline-Schiene kann man den Sitz dagegen an beliebiger Stelle einsetzen. Außerdem bietet Schnierle noch weitere Bodensysteme mit Sandwichplatte und PVC-Belag, für den neuen Sprinter (ab 2018) auch komplett vorgefertigt, an.
Die Doppel-Schiene muss mindestens 100cm lang sein und wurde bei mir über die gesamte Länge mit mehreren Kleberaupen eingeklebt und hinten zusätzlich mit einer Gegenplatte under dem Fahrzeugboden in der Nähe der Querholme gekontert. Da ich die Schiene auch zu Befestigung der Möbel hinter den Sitzen verwende, habe ich statt 100cm jeweils 180cm verbaut. Dies bietet mir mit einer zusätzlichen Gegenplatte vorne auch die potentielle Option, später bei Bedarf noch zwei weitere Sitze - auch in Gegensitzanordnung

Eintragung
Dieses häufig heikle Thema war bei mir völlig problemlos. Ich konnte die Eintragung erst mit der Umschreibung von LKW zu WoMo vornehmen und habe das daher in Eigenregie gemacht. Mein Einbaupartner in Leverkusen hätte mir auch einen TÜV empfehlen können, war aber gar nicht notwendig.
Ich habe mit Auftrag und Anzahlung alle für die spätere Eintragung benötigten Hersteller-Unterlagen bekommen. Dies umfasste für alle beteiligten Komponenten die notwendigen Prüfprotokolle und Einbauvorschriften. In Kombination mit der Foto-Dokumentation vom Einbaupartner waren das zig Seiten und etliche MB an Fotos, habe ich mir nicht alles im Detail angeguckt. Mein sehr kompetenter, aber auch sehr penibler Prüfer von der DEKRA hatte hier nichts zu beanstanden. Wichtig ist allerdings, dass die Prüfprotokolle und Einbaudokumente dort wo relevant fahrzeugspezifisch sein können (z.B. Sprinter Typ XXXXX, Nr. YYYYY, Ausführung ZZZZZ) und dann auch zum eigenen Fahrzeug mehr oder weniger exakt passen müssen! Das unbedingt abklären, bevor man viel Geld in die Hand nimmt, sonst landet Ihr möglicherweise in einer Grauzone und seid am Ende doch auf einen toleranten Prüfer angewiesen.
Preise
Nach meiner Info verkauft Schnierle nicht an Endkunden, hat aber überall Einbaupartner. Ich habe das einem Profi in meiner Nähe überlassen, der sonst Individualausbauten macht und habe mit ein paar Extras etwas mehr als 2.000 EUR pro Sitz, Fuß, Doppelschiene, Einbau und Dokumentation bezahlt. Es geht vielleicht je nach Optionen noch etwas billiger, aber da steckt beim Einbau schon Aufwand hinter. Es geht auch beliebig teurer, z.B. VanX ca. +400 EUR, Ledersitze, etc. Für die oben genannte 3er-Schlafsitzbank habe ich im Netz Angebote für 6.500 EUR inkl. Einbau gesehen.
Vor-/Nachteile
Aus meiner subjektiven Einschätzung, im Vergleich zu anderen Lösungen, wie Gurtbock oder Mixto-Original-Rücksitzbank:
(+) Flexibilität und Vielfalt der Lösungen
(+) Sitze können rausgenommen werden
(+) Crash-Sicherheit (je nach Gurtbock und Ausführung der Sitze)
(+) Größeres Angebot für das Basisfahrzeug (Sprinter 4x4 Mixto sind z.B. sehr selten)
(+) Höhe passend zu den Vordersitzen (im Vergleich zum Mixto)
(+/-) Einbaupartner übernehmen den Einbau
(+/-) Sitzkomfort je nach Ausführung und Vergleichslösung
(+/-) Sitze passen optisch zu den Vordersitzen (je nach Stoff)
(+/-) Gewicht (Sitz und Fuß gewogen 22,5kg, VanX wäre dagegen +14,5kg)
(-) Kosten
(-) Platzbedarf für den Fuß (weniger gut nutzbarer Stauraum)
(-) Mehr Aufwand, um den Sitz nahtlos in die anderen Möbel zu integrieren
(-) Schienen fügen sich in den Boden ggf. nicht so schön ein
Fotos
Hier noch ein paar Fotos von meinen Sitzen, auf der Internetseite von Schnierle gibt es alle möglichen anderen Beispiele:
Fotos von den Gegenplatten unter dem Fahrzeugboden:
Und der fertigen Dinette (das Podest ist mittlerweile ca. 12cm höhergelegt):
Fragen, Korrekturen und Anmerkungen gerne!
Sprinter 319 4x4 - vom Bienen-Transporter zum Familien-Camper - Ausbaubericht - PLZ 50