Die Frage kann ich nicht einfach mit Ja oder Nein beantworten da das Thema sehr komplex ist.
Zu aller erst ist das EU Reifenlabel generell eine gute Idee aber es mangelt an der Umsetzung. Es gibt ein von der EU vollständig beschriebenes Verfahren wie ein Reifen bzgl. Rollwiderstand, Nassbremseigenschaften und Außenabrollgeräusch einzustufen ist. Leider und da steckt das Problem, machen das die Hersteller selbständig und es gibt keine unabhängige Institution die diese Einstufungen kontrolliert bzw. nachprüft.
So kommt es dann mal vor, dass ein Reifen mit Nassbremseigenschaften B im Test deutlich verliert gegen einen Reifen mit D. Dazu kommt noch, dass sich die Eigenschaften von Reifen über Alter und Verwendung ändern. Es ist ein (Werbe-) Versprechen der Hersteller.
Von daher sehe ich das Label nur als Anhaltspunkt aber keine gültige und vor allem vergleichbare Aussage an.
Und man muss sich hier bewusst machen, wir reden hier erstens von Ganzjahresreifen und zweitens von AT-Reifen. Ganzjahresreifen sind schon "nur" ein Kompromiss. Sie können alles, aber nix richtig und das zeigen auch etliche Tests immer wieder. So hat ein Ganzjahresreifen teilweise erheblich schlechtere Seitenführungskräfte und längere Bremswege und ggf. Mehrverbrauch im Vergleich mit spezialisierten Sommer- oder Winterreifen.
Ein AT Reifen macht das ganze nochmal schlechter. Durch den generellen Aufbau z.B. weiche Wandung und hohe, grobe Stollen wird die Reaktionsfähig und die Direktheit bei schnellen Manövern enorm verschlechtert. Plötzlich auftretende Hindernisse mit notwendigen Ausweichmanövern sind dann fast nicht mehr machbar, selbst als trainierter Fahrer.
So habe ich schon Bremstests bei nasser Fahrbahn gesehen, in dem ein AT Reifen (glaub es war der alte Cooper) fast 30m später zum stehen kommt als ein guter Sommerreifen. Wenn so ein guter Reifen vor dir bremst, hast du keine Chance und kachelst mit hoher Geschwindigkeit hinten drauf. Im Winter sind viele AT Reifen wiederrum gut.
Von daher bin ich selber am überlegen was sinnvoll ist und was nicht. Bezogen auf die maximale Sicherheit ist ein Satz Sommer- und Winterreifen immer noch das beste. Aber, ich hatte schon selbst die Situation das wir Ende April mit Sommerreifen auf dem Weg zum Comer See bei der Alpenüberquerung und vorher im Rheintal im Schnee gefahren sind. Das ist dann die schlechteste Situation. Auf der anderen Seite möchte ich auch nicht mit Winterreifen darunter fahren und dann bei fast 30°C durch Italien gondeln. Und da wir lokal sehr nah an Italien wohnen, ist die Wahrscheinlichkeit solcher Überquerungen mehrmals im Jahr nicht gering.
Von daher werden es auch wieder Ganzjahresreifen, aber die Reifensuche macht mich immer wahnsinnig. Ich durchforste tagelang etliche Tests und Meinungen und treffe dann irgendwann eine Entscheidung ohne aufs Geld zu achten, sofern ich ein Plus an Sicherheit habe bzw. die günstigeren Reifen mehr getestete Schwächen haben.
Dazu muss ich sagen, dass ich den Ducato schon dynamisch Bewege sofern das 3,5T zulassen.
Da ist dann auch schon die Frage ob der Verlust an Sicherheit durch AT Reifen wirklich sein muss oder ob man lieber mit Straßenreifen auch mal stecken bleiben kann und dann zwei Italiener fragt ob sie helfen können beim Ausbuddeln. Was haben die zwei sich über eiskaltes Bier gefreut
Das Stecken bleiben ist im Notfall defintiv die günstigere und gesündere Variante.
Gruß Rico
Ducato L5H2 - Windsurf / Familienausbau:
Ausbautagebuch