Forum für Camper-Selbstausbauer!

Für angedachte, geplante, halbfertige und fertige Wohnmobilausbauten.

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#1
Wir sind mittlerweile über ein Jahr unterwegs und das möchte ich zum Anlass nehmen, mal unsere Erfahrungen übere unsere Elektro Installation niederzuschreiben. Eins vorweg, das hier ist keine so-ists-richtig-und-alles-andere-ist-falsch Anleitung. Es gibt viele Wege, die zum Ziel führen. Dieser Bericht beschreibt lediglich unseren Weg und zeigt die Vor- und Nachteile auf und richtet sich mehr an diejenigen, die Infos bezüglich der Dimensionierung ihrerer geplanten Elektro Installation haben, da wir bei unserer Planung dazu nur wenig Infos gefunden haben.

Wir haben bei unserem Ausbau auf Gas verzichtet und auf eine mittelgroße Elektro Installation mit 300Ah LiFeYPo4 Akku und 680Wp Solar gesetzt. Wir haben einen 2000W Wechselrichter mit Netzvorrangschaltung und Ladegerät, aber immer noch kein Trennrelais bzw. Ladebooster um über die Lichtmaschine zu laden. Da wir über das gesamte Jahr noch auf keinem Campingplatz standen, waren wir bisher auch nur zwei mal am Landstrom, wenn sich die Gelegenheit dafür bot. Man kann also durchaus sagen, dass wir autark unterwegs sind. Reichen also 300Ah LiFeYPo4 und 680Wp Solarleistung aus? Jein. Es gibt schon einige Einschränkungen, mit denen wir leben müssen. Die größte Einschränkung ist sicher, dass wir im Winter in den Süden müssen, da die Sonneneinstrahlung in Deutschland einfach nicht ausreicht. Da wir aber sowieso Frostbeulen sind, stört uns das nicht weiter. Die zweite Einschränkung ist, dass wir für die Warmwasseraufbereitung etwas warten müssen, da wir keinen Durchlauferhitzer haben. Im Sommer und an sonnigen Wintertagen wird das Warmwasser mit Strom produziert, sonst mit der Dieselheizung, beides dauert eine Weile. Die dritte Einschränkung ist, dass wir mit einer Einzelkochplatte auskommen. Für zwei Kochplatten müsste man die Elektro Installation noch mal größer dimensionieren. Auch mit dieser Einschränkungen können wir gut leben, da man seine Kochgewohnheiten entsprechend anpasst, z.B. mit einem Dämpfeinsatz das Gemüse gart, während die Beilage im Topf kocht, was wiederum Energie spart. Ausserdem haben wir uns ein 3-in-1 Elektro Grill/Sandwich Toaster/Waffeleisen mit austauschbaren Platten gekauft. Auf die Idee sind wir gekommen, als wir nach einer Alternative für den Omnia Ofen gesucht haben, der ja nur mit Gas funktioniert. Und das Gerät ist wirklich toll, da es relativ wenig Energie verbraucht und eine ganze Reihe von Leckereien ermöglicht, an die man zuerst gar nicht denkt, z.B. Wraps oder Pizza. Als dritte Kochmöglichkeit haben wir noch einen kleinen Gaskocher dabei, der mit den kleinen 190g Kartuschen läuft. Dieser fristet sein Dasein in der Garage und ist als Notlösung gedacht. Tatsächlich haben wir ihn auch schon einmal benutzt, während eines 5 tägigen Dauersturms. Kann also nicht schaden, so etwas dabei zu haben.

Würden wir bei einem Neubau also wieder alles genauso machen? Wieder ein Jein. Wir würden versuchen, noch mehr Solarleistung aufs Dach zu quetschen, da wir im Winter schon mal zehn bis vierzehn Tage brauchen, bis der Akku wieder voll ist, da wir ja weiterhin jeden Tag kochen und eine Menge Energie verbrauchen (Kompressor Kühlschrank, 2x USB-C Laptops, Kaffee, Tee, Milchaufschäumer, Mixstab, Akku Staubsauger, Smartphones, WLAN Router, Rasierer, Zahnbürsten, Taschenlampe, Licht, Empfangsmodul Fernbedienung etc.). Allerdings ist unser Dach bereits voll, bei gleicher Anordnung würde mit moderneren Panels heute 800W möglich sein. Mit einem überhalb der geöffneten Dachluken angebrachtem Dachträger wären auch 1200W denkbar. Sinnvoll erscheint die Möglichkeit, die Panele neigen zu können. Allerdings ist mir noch keine passende Lösung eingefallen. Eine manuelles Aufstellen wäre nix für unser Reiseverhalten, das dauert mir zu lange und dann mache ich es doch nicht. Es muss also mit einer Fernbedienung und Linearantrieben funktionieren, die allerdings wiederum zu viel Platz verbrauchen, um unterhalb der Solarmodule angebracht zu werden, da diese nur 20-30mm über dem Dach schweben.
Daher bleibt die Solar Installation erst mal so wie sie ist und ich nehme die einfache Route und baue noch einen Ladebooster ein. Ein Trennrelais wäre sicherlich effizienter, geht in meinem Fall aber leider nicht.

Mehr Akkukapazität schadet sicher nie, aber ehrlich gesagt sehe ich hier keinen Handlungsbedarf. Wenn ich über 99% der Zeit mit 300Ah auskomme, dann muss ich nicht noch X Euro ausgeben, um die 100% zu erreichen, wenn ich die 10€ Gaskartusche als Notlösung nutzen kann. Zumal eine größere Batterie wieder einiges mehr an Gewicht bedeutet.

Den Wechselrichter würden wir ein wenig größer dimensionieren, vermutlich 2500W. Bisher hat der Überlast Alarm zwar erst ein Mal ausgelöst, da wir selten gleicheitig auf voller Stufe kochen, Warmwasser machen und den Grill anschmeissen, aber etwas mehr Reserve kann auch nicht schaden, zumal die Preisdifferenz gering ist und der Mehrverbrauch im Standby auch nicht wirklich ins Gewicht fällt. 2000W reichen aber prinzipiell auch aus.

Ich hoffe diese Infos helfen jemandem, der noch vor der Entscheidung Gas oder Gasfrei steht und noch Erfahrungen in Bezug auf die Dimensionierung sucht.

VG
Dominik
calalalaudio, 997, grizu und 14 andere gefällt dies
#2
@twoandahalfvan

Vielen Dank für die ausführlichen Informationen. Ich stehe gerade auch davor ein ähnliches Setup zu planen, mir fehlen aber immer Infos zu Einzelkomponenten.
Hast Du vielleicht eine Liste mit den verbauten Geräten? Marke und Stärke?
Man bekommt im Netz viele Informationen, aber nie so wirklich erklärt wie das Verhältnis, Solarzelle, zu Solarladeregler und Batterie sein muss.
Habt ihr einen günstigen Wechselrichter verbaut? Weißt Du ungefähr wieviel euer Setup wiegt? Ich rechne für die kmpl. Elektrik min. 200Kg.
So genug gelöchert.

Gruß
Markus
Andolini gefällt dies
#3
phantomias22 hat geschrieben: vor 3 Jahreaber nie so wirklich erklärt wie das Verhältnis, Solarzelle, zu Solarladeregler und Batterie sein muss.
Das Verhältnis Solar Peak Power zu Akku Kapazität ist stark nutzungsabhängig. Wenn du mit Induktion kochst, musst du auch viel Energie erzeugen. Standort ist genauso wichtig. Mir hat [Externer Link für Gäste nicht sichtbar] bei der Berechnung sehr geholfen. Ist von 2008, aber trotzdem gut.

Das Verhältnis Solar Peak Power zu Solar Laderegler ist etwas einfacher. Prinzipiell solltest Du den Laderegler etwas überhalb deines Solar Peak Power dimensionieren. Ich habe z.B. einen 700W Laderegler bei 680W Solar Nennleistung. Wobei im Sommer schon mal mehr als 700W rein kommen, da die Angaben bei Solarpanelen bei einem bestimmten Einstrahlungswinkel und einer bestimmten Temperatur, die nicht den optimalen Bedinungen entsprechen, gemessen werden. Bei Victron Ladereglern weiss ich, dass diese überschüssige Energie aber einem bestimmten Punkt dann nicht mehr umwandeln.
Ich habe mal jemanden getroffen, der hatte einen 440W Laderegler mit 600W Solar Nennleistung. Hintergedanke ist, dass man im Sommer sowieso genug Energie rein bekommt und die Solarpanele ja nach den Wintermonaten dimensioniert. Kann ich zwar nachvollziehen, ich persönlich betreibe Elektro Komponenten aber ungerne am Limit und das Risiko eines Ausfalls sind mir die paar Euro nicht wert.
phantomias22 hat geschrieben: vor 3 JahreWeißt Du ungefähr wieviel euer Setup wiegt? Ich rechne für die kmpl. Elektrik min. 200Kg.
Die Eigenbau Batterie war ca. 50kg. Der Rest der Elektrik nochmal geschätzte 25kg, aber die Rechenaufgabe überlasse ich dir, die Komponenten unten haben ja alle irgendwo ein Datenblatt.
phantomias22 hat geschrieben: vor 3 JahreHast Du vielleicht eine Liste mit den verbauten Geräten? Marke und Stärke?
12V LiFeYPO4 aus 4 Winston 300Ah Zellen mit ECS Greenswitch 12/500 und ECS LiPro1-3 V2 Balancern (heute würde ich 280Ah Zellen von einem anderen Hersteller nehmen, da deutlich günstiger. Da ich damit aber keine Erfahrungen habe, verlinke ich die hier auch nicht)
enjoysolar 170W Solarpanele (Nachfolgermodell kann 200W)
Ective CSI 202 (Nachfolgermodell heisst CSI 20, Achtung: Dieses Gerät ist nicht 100% VDE konform, siehe hier)
Victron MPPT 100/50 Laderegler (bis zu 700W, wenn man mehr Solar nimmt einen größer wählen, s.o.)
Victron BMV 702 (heute würde ich hier den SmartShunt nehmen, reicht mir)

Zukünftig gibts noch den Victron Orion TR Smart 1212-30. Günstiger ginge es mit Votronic Geräten, aber ich bin jetzt schon mal in Victron Universum unterwegs und die App ist ja auch ganz nett, zumal man diesen Ladebooster auch per App an und ausstellen kann. Im Sommer brauche ich den Ladebooster nicht und werde ihn deaktivieren, um die Batterie zu schonen und so die Lebensdauer zu erhöhen. Wer ein Trennrelais anstatt einem Ladebooster verwenden kann, sollte das auch in Betracht ziehen. Günstiger und lädt schneller.
Wishbone, phantomias22, DucatoGoesTraveling und 1 andere gefällt dies
#4
@twoandahalfvan

Vielen Dank für die ausführliche Information. Dann schauen wir mal was hinterher wirklich rauskommt und umgesetzt wird.;-)
#5
Der Erfahrungsbericht ist wirklich hilfreich!
Zwar plane ich noch mein Setup, aber die von dir genutzen Komponenten sind recht identisch - daher bin ich echt froh darüber, dass du die Praxistauglichkeit hier bestätigt hast :thumbsup:
#6
Vielen Dank für den interessanten Bericht! :thumbsup:

Von dem was Du geschrieben hast, würde ich folgendes empfehlen:
1. Zusätzliche ein kleine Mobile Solaranlage, welche Du bei Bedarf im Winter draussen aufstellen und ausrichten kannst. Bekannt unter Solartasche / Solarkoffer. Allerdings wüde ich sowas mit zB 3x100Watt flexiblen Solarmodulen selbst realisieren.

2. B2B ... der Victron Orion TR Smart 1212-30 ist ein schönes Gerät, allerdings mit 30A für die 300Ah meiner Ansicht nach zu klein (mit kleiner Modifikation kriegt man den auch auf ca. 35A). Da würde ich mich eher nach etwas umsehen im Bereich von 50-60A. Hintergrund .... wenn Euch mal die Energie ausgeht, könntest Du auch kurz den Motor starten und in kurzer Zeit etwas mehr "reinpumpen".
Schau Dir den B2B von Schaudt mal an. Das Modell 121545 kann mit zB mit 45 oder auch 70A betrieben werden.
Und wenn es unbedingt Victron sein muss, dann könntest Du zwei von diesen 30A Geräte einbauen und bei Bedarf den zweiten dazuschalten, um auf 60A zu kommen.
#7
Hey Dominik,
twoandahalfvan hat geschrieben: vor 3 Jahre Wir haben bei unserem Ausbau auf Gas verzichtet und auf eine mittelgroße Elektro Installation mit 300Ah LiFeYPo4 Akku und 680Wp Solar gesetzt... :slight_smile: :thumbsup:
Vielen Dank für diesen ausführlichen Bericht! :sunglasses: :thumbsup:
Wir werden auch gaslos unterwegs sein, 2-3 Solarkollektoren, Wechselrichter und DC-DC Lader.
200Wp @ 36V Panels passen für unsere Zwecke neben den Luken auf den Dachträger - wie hast du deine geschaltet?
Chinaware für die Akkus - die kommen mittlerweile auch in der 320Ah Geschmacksrichtung, in Summe 640Ah bei uns.
Der Wechselrichter soll mind. 3KW abkönnen, hier betreiben wir dann auch Doppelinduktion und eine kleine Mikrowelle.
Bei der Dimensionierung des Boosters bin ich mir noch etwas unschlüssig. Fahrzeug LiMas sind m.E. nicht dafür ausgelegt, große Ströme über mehrere Stunden Fahrt abzugeben. Vom Gefühl her würde ich von einer 25-30%igen Dauerlast ausgehen, bei einer 180A LiMa also nicht mehr als 60A. Ich plane auf jeden Fall eine Ersatz-LiMa mit zu führen. Da fehlen einfach belastbare Erfahrungswerte für eine bessere Entscheidung...
Ich hatte auch schon mit einer 2. LiMa geliebäugelt - leider gibt es die in der Fahrzeugrichtlinie beschriebenen Anbaukomponentenkits für den Crafter nicht mehr und die hätten auch mehrere tausend Euro verschlungen. Ich halte immer ein wenig Ausschau bei den Verwertern nach einem Crafter RTW (die waren teils mit extra 230V LiMas ausgestattet), aber das wäre dann ein Einhorn in Regenbogenfarben. :rolling_eyes:

Viele Grüße aus Herne,
Volker
#8
@ben-71

Für die Solartaschen bin ich einfach zu faul. Für mich muss es bequem sein und das ständige rein- und rausstellen würde mich mit der Zeit nerven.

Der Victron Orion TR Smart 12/12 30A ist mittlerweile verbaut und funktioniert einwandfrei. Reicht auch für unser Reiseverhalten (durchschnittlich alle 2 Tage halbe Stunde weiter fahren) vollkommen aus. Motor anmachen um im Stand zu laden würde ich nur im äußersten Notfall machen. Vorher würde ich wohl eher mal einen CP ansteuern. Wie bekommt man denn aus dem Orion Smart mehr Leistung?

@gonefilming 600+ Ah für Doppelinduktion hört sich plausibel an. Vermutlich dann auf 24V, oder?
400Wp finde ich etwas wenig im Winter. Wir brauchen ja teilweise mehrere Tage um unsere 300Ah mit 680Wp aufzuladen, wobei die Panele ja auch flach liegen. Vlt. wäre ein Linearmotor für die Solarpanels was für dich? So wie in diesem Video z.B.