Tech hat geschrieben: ↑vor 4 Jahre
Ich hab' noch irgendwie im Hinterkopf dass Spiritus bei Kochern zu den gasförmigen Brennstoffen zählt.
Ist gut möglich, schließlich brennt flüssiger Spiritus nicht. Es muss erst was davon verdampfen, das sich entzünden kann.
Damit könnten die Kocher auch schlicht und ergreifend an der nicht vorhandenen Zündsicherung gescheitert sein, die bei Gasgeräten ja schließlich Vorschrift ist.
Der Kocher von HPV, den ich momentan eingebaut habe, würde das ja ermöglichen. Der hat keinen Spirituspott mit Watte und so, wie die Origos (zumindest die, die ich kenne), sondern einen recht interessanten Rohraufbau: Unter der Brennstelle geht ein Rohr vom dahinterliegenden Tank nach vorne. vorne ist ein Steigrohr und eine Düse, die wieder nach hinten zeigt, und in eine Art Verwirbelungskammer, die nach oben hin die typischen Brennerlöcher hat, wie auch beispielsweise die Camping- Spirituskocher oder gar die Eigenbauten aus Blechdosen.
Funktionieren tut das Ding wie folgt: Man dreht vorne einen Regler auf. Spiritus fließt aus dem höher gelegenen Tank durch Rohre und Düse, tropft nach unten in eine kleine Blechwanne. Nach ein paar Millilitern dreht man wieder ab und entzündet den in der Wanne befindlichen Spiritus. Der heizt die Röhrchen auf, so dass darin der Spiritus verdampft und einen gewissen Druck aufbaut. Nun kommt der Rest der Apparatur ins Spiel: Durch die Düse wird der gasförmige Spiritus in der Kammer verwirbelt und mit Luft durchmischt, das Gemisch von der Flamme von untendrunter entzündet. Anfangs hat man eine relativ eindrucksvolle Flamme, aber nachdem die Anzündflüssigkeit verdampft und abgebrannt ist, sorgt die Konstruktion der Kammer dafür, dass das Gemisch sehr ruhig und angenehm ähnlich einer Gasflamme abbrennt.
Natürlich muss man irgendwann auch den Regler wieder aufdrehen, das habe ich zwischendrinne vergessen zu erwähnen. Im Zündsicherungsfall (Flamme ausgepustet) gibt es zwei mögliche Szenarien:
- Die Flamme ist nicht vollkommen aus: Es gibt nicht nur die sichtbare Flamme (wie beim Gaskocher), sondern auch kleine Verdampferflämmchen, die tief unten im Gerät brennen und das Verdampferröhrchen heiß halten. Sind die nicht ausgepustet (meist der Fall, weil gut geschützt), dann verdampft Spiritus weiter und entzündet sich wieder. Nur leider auch nicht in jedem Fall. Ich hab dann aber nicht gewartet, bis genug Konzentration im ganzen Raum war, dass es sich an den Zündflammen im großen Stil wieder entzündet hat. Also schonmal potentiell gefährlich.
- Sind alle Flammen aus: Hier haben wir dann das nächste Problem. Es kann sich nichts wieder entzünden, aber durch die Restwärme verdampft noch eine Weile Spiritus weiter. Ich habe das mal ausprobiert, nach etwa 10 Minuten Benutzung dauert es mindestens 45 Sekunden, bis kein Spiritus mehr verdampft, wenn es heißer ist sicherlich noch länger. Das erfüllt keineswegs die 30sek. der Zündsicherung. Und das Problem geht noch weiter: Ist nun endlich alles aus, strömt weiter flüssiger Spiritus in die anfangs erwähnte kleine Wanne zum vorheizen. Der kann dann natürlich verdunsten und bildet auch wieder ein zündfähiges Gemisch.
Der erste Fall ist dabei weitaus gefährlicher, weil dabei eine Zündquelle vorhanden ist und gleichzeitig aktiv brennbares Gas erzeugt wird. Dagegen ist die Zündsicherung wie eigentlich in Fall 2 angedacht, fast Nebensache.
Die Lösung wäre in meinen Augen, eine der Zündsicherungen zu montieren, die auch an Gaskochern Verwendung finden, aber diese natürlich nicht von den Verdampferflämmchen abhängig zu machen. Die Bauteile dafür sind schließlich auch nur (direkt oder piezoelektrisch indirekt angesteuerte) temperaturabhängige Ventile an den Gasleitungen im Kocher.
Bei den Origo- Pötten wiederum ist diese Lösung ganz und gar unmöglich, da könnte immer weiter sachte Spiritus verdunsten, wenn man nicht zumacht. Die müssen also grundlegend eine andere Lösung finden oder die Konstruktion grundlegend umkrempeln.
HPV wäre damit eigentlich näher an einem verkaufsfähigen Produkt dran,
wenn die Zündsicherung tatsächlich das Problem ist! Daher ist mein ganzer Schrieb hier rein hypothetisch, basiert auf Vermutungen und ich lass ihn trotzdem mal stehen, hab mir so viel Mühe gegeben.
Letztlich müssen wir wahrscheinlich auch den vermutlich existierenden Markt berücksichtigen.
@Tech hatte ein Gesetz verlinkt, da sind nicht nur die Anforderungen an das Gerät, sondern auch an den Hersteller hinsichtlich Dokumentation und EU- Bauartzulassung mit aufgeführt. Ich denke, dass es sich schlicht nicht lohnt, gegen die Übermacht des Gas anstinken zu wollen.
Anbei noch ein paar Fotos von meinem beschriebenen Kocher, dem HPV Mambo. Mit Risiko und ohne Innenraumzulassung... und ohne Abnahme.
Der schöne Einbau in gelasertem Edelstahlblech!
... mit Ventilknopf vorne dran
Aufgedreht, Spiritus tröpfelt
Zündflamme zum Röhrchen erhitzen
Mitten bei der Durchzündung
Schlecht sichtbar, die Flamme
Ganz unten die Verdampferflamme