Forum für Camper-Selbstausbauer!

Für angedachte, geplante, halbfertige und fertige Wohnmobilausbauten.

Stell Deinen fertig ausgebauten Camper hier vor
  • Benutzeravatar
  • Benutzeravatar
  • Benutzeravatar
  • Benutzeravatar
#1
Hallo zusammen!
Ich stelle heute -nachdem ich die meisten Ideen und Anregungen aus diesem Forum bezogen habe- den im Sommer fertiggestellten Crafter vor.
Wir waren mit unseren Kindern eigentlich immer Zelten. Mit Kind 3 sind wir dann 2013 auf einen California-Beach mit Aufstelldach umgestiegen. Damit sind wir in Europa weit gekommen. Unsere Campingausrüstung und die Packtechnik hatten wir im Lauf der Jahre so optimiert, dass es uns -jedenfalls bei schönem Wetter- auch als 5-köpfige Familie gelang, häufig autark unterwegs zu sein. Mit einer Fahrzeughöhe von 1,99m kam man auch so ziemlich überall hin.

Aber wie das so ist: Kinder werden größer. Deshalb reifte in 2019/2020 die Entscheidung, das etwas Größeres her muss. Aber ein "Bulli" sollte es bleiben (keine Frittenbude!).

Abgesehen von einigen wenigen Ausnahmen bieten die Kastenwagenhersteller allerdings für Familien unserer Größe nichts Passendes an. Wenn es ausnahmsweise 5 Fahrsitzplätze gibt, fehlt meistens der 5. Schlafplatz (Clever Van). Zudem nimmt die obligatorische Nasszelle dem Kastenwagen so viel Raum, dass es mit fünf Personen kaum darin auszuhalten ist. Es musste also ein Selbstausbau sein. Der Nachbar baute auch bereits einen Bus aus. Bei Youtube machen es auch ganz Viele. Warum sollte ich es nicht auch schaffen?

Da wir mit der VW Modellpalette groß geworden sind (Golf 2, Golf 4, Passat, T5), hatte ich große Sympathien für einen Crafter. Der 2017 neu herausgekommene Crafter II versprach den Testberichten zufolge "das beste für den Fahrer". Zudem wollte ich immer schon mal einen Automatik haben. Und dann stolperte ich im August 2020 über ein EU-Neufahrzeug mit Tageszulassung mit sehr guter Austattung (fast ganz volle Hütte!) zum Preis von einem Jahreswagen. Verlockend waren die bereits verbauten Drehsitze, die Zweitbatterie ab Werk und der Entfall von Trennwand und Laderaumausstattung.

Ich dachte also, ich mache ein Schnäppchen und tue mir auch noch etwas Gutes.

So viel vorab: Der Ausbau war zwar schon grob überlegt, aber bei weitem noch nicht geplant oder gar kalkuliert!
Ich wünschte mir danach so manches Mal ich hätte doch lieber einen Ducato gekauft. Die schmale und konturierte Karosserieform des Crafter II stellt den Selbstausbauer vor so manche Herausforderung. Es gab auch weitaus weniger fertig zu kaufende Ausbaumaterialien (z.B. Ausgleichsplatten für Dachhauben, Wassertanks).

Aber ich habe es ja nicht anders gewollt. Und: Ich habe es zur Zufriedenheit der Familienmitglieder geschafft. Weniger zufrieden war man allerdings damit, dass ich beinahe 20 Monate jede freie Minute (d.h. beinahe jeden Samstag und oft auch sonntags) im und unter dem Crafter verbrachte.

Ich möchte das Auto hier nun vorstellen und hoffe, dass ich denjenigen, die noch bauen ein wenig Mut machen kann. Mir jedenfalls hat es sehr geholfen zu sehen, dass hier im Forum Menschen waren, die es geschafft haben. Ohne dieses Forum, wäre mein Projekt so manches Mal aufgegeben worden....

Da ich es versäumt habe, meinen Ausbau live zu dokumentieren, versuche ich nun über den Winter hier im Forum als nachgeholtes Ausbautagebuch die Entstehungsgeschichte darzustellen. Für Fragen sehe ich natürlich gerne zur Verfügung!

Nun aber erst einmal zur Vorstellung des Autos!

Grüße,
Jens
martin.k, Andolini, ChrisChris und 1 andere gefällt dies
#2
Die Basis:
Crafter II - Länge 6,82 - 130 kw - Frontantrieb Automatik - Innenraumhöhe 2,00m

92 AH Zusatzbatterie - 300 Watt Wechselrichter ab Werk (nur für Fahrbetrieb) - Abstandstempomat etc

Anhängerkupplung (für Radträger) gleich selbst nachgerüstet - Dabei "viel Freude" mit den Steuergeräten gehabt - nicht VW, aber RAMEDER hat die Programmierung hinbekommen.
IMG_9097.PNG
IMG_9089.PNG
IMG_9082.PNG
#3
Licht und Luft:
Es wurden insgesamt 5 Rahmenfenster (RW Van bzw. Dometic) eingebaut. Im Dach gibt es zwei Hekis (40x40).
IMG_2427.JPEG
Der Grundriss:

Heckbett als Längsbett: 1,80 x 1,90 - Schlafplatz für 3 Kinder (9, 13 u. 15 J)
oder für die Eltern, wenn sie mal allein unterwegs sind.

Zwei Schlafplätze werden mittels Stecksystem auf der Sitzbank aufgebaut. Das Bett hängt vorne im Fahrerhaus. 1,20 x 2m.
Lattenrost als dreiteiliger Rollrost wird hinter der Sitzbank aufbewahrt. Faltmatratze liegt tagsüber auf dem Heckbett.
Rüstzeit für Geübte (5 Minuten).
IMG_3909.JPEG
IMG_3908.JPEG
Die Küchenzeile ist quer zur Fahrtrichtung als L-Küche eingebaut. (Ja, man muss über die Küche ins Heckbett!). Aber es gibt eine ausziehbare Trittstufe, in der das Porta-Potti mit Sog verbaut ist. Das bleibt nachts draußen!-
IMG_3900.JPEG
IMG_3899.JPEG
Sichtschutz zum "Raumbad" gibt es durch zwei Vorhänge (1 direkt am Heckbett sowie 1 hinter der 2. Sitzreihe. Vorteil: Vorhänge lassen sich ganz zusammenfalten und es entsteht ein gutes Raumgefühl. Außerdem klappern die Vorhänge auch nicht! Nachteil: Vorhänge dämmen weder Gerüche noch Geräusche...


Das Waschbecken ist (mit Spülschüssel als Einsatz) zugleich auch Spülbecken.

Der Raum unter dem Heckbett nimmt zwei Mountainbikes (Höhe 95 cm) und zahlreiche Kisten auf einem Heckauszug auf. Über dem Radkasten im Heck befindet sich auch der 90 Liter Frischwassertank und dahinter eine 5 Kilo-Gasflasche (nur zum Kochen).
Im Sommer passt auch noch ein Luftkanadier mit rein.
IMG_3145 - Kopie.JPEG
IMG_0881.JPEG
Das Heckbett ist aus Maschinenbauprofilen konstruiert, die ich auf die Holme aufgeklebt habe. Dadurch im Bereich von 85 bis 115 höhenverstellbar. Die Querbalken sind von Ikea (Skorva). Diese passen sich bei der Höhenverstellung in der Breite an. Der Crafter läuft ja oben extrem schmal zu. Das Konzept habe ich irgendwo im Netz gefunden. Dort habe ich auch abgeschaut, dass die Birkenholzplatten als Fingerverbindung ausgeführt sind, die sich ebenfalls in der Breite verstellen lässt, wenn man das Bett in der Höhe verstellt.

Der Bettenbau:



Dämmung:
Wände und Dach mit 19 und zusätzlich 10mm Armaflex. Bodenplatte mit 20mm Styrodurplatten. Darüber 9mm Anhängerplatte (wie Rico_Kn).

Elektrik:

12 Voltanlage an den werksseitigen Abnahmepunkten der Zweitbatterie angeschlossen. Separates Sicherungspanel und Schaltpanel in der Fahrzeugmitte.
220 Watt Solar mit MPPT-Laderegler geht direkt auf werksseitige Zweitbatterie
Batteriemanagement über werksseitiges Steuergerät (wie Grand-California mit den bekannten Euro6- Schwächen - stets nur 80 Prozentladung). Mit Solar aber kein Problem.
Zusätzlicher 500 Watt Wechselrichter für E-Bike oder Laptop
Dometic Kompressorkühlschrank 110 Liter

Abwassertank:
70 Liter unter die Querholme gehängt. Die Abstandshalter sind wahrscheinlich zu massiv und haben zu viel Nutzlast gekostet. Würde ich das nächste Mal anders machen. Aber der TÜV war sehr zufrieden.

Masse fahrfertig: 3.030 kg
WoMo-Bastler, JuMiLo gefällt dies
#5
Küchenzeile mit Gascerankochfeld.
Die Kocherabdeckung ist zugleich Erweiterung der Arbeitsplatte und schützt die Matratze vor Verschmutzung. Diese Ausrichtung der Küche ist zwar etwas speziell. Sie schien mir aber die einzige Möglichkeit, um neben der dreier Sitzbank einen Durchgang nach hinten zu lassen.
IMG_3919.JPEG
IMG_3885.JPEG
IMG_3909.JPEG
IMG_3916.JPEG
IMG_3917.JPEG

Die Schiebetür ist im Übrigen komplett frei. So lassen sich die Schnierle-Sitze flexibel verschieben und vor allen Dingen auch herausnehmen. Der Fahrt ins Möbelhaus oder in den Baumarkt steht dann nichts im Weg. Man könnte sogar eine Europalette mit dem Stapler einstellen lassen. Die Nutzlast dürfte allerdings nicht reichen.
IMG_3908.JPEG
#6
Nur ganz wenig "Making Of"

"Spaß" mit AHK Steuergeräten und Standheizungseinbau
IMG_0794.JPEG
Die Anfänge der Isolierung (Ja, das war m.E. das Nervigste!)
IMG_0473.JPEG
Sitzbänke der Fa. Schnierle auf Airlinerschienen habe ich von einer Fahrzeugbaufirma einbauen lassen. Die Diskussionen mit dem TÜV über einen möglichen Selbsteinbau und die mangelnde Auskunftsbereitschaft des Herstellers über Einbauvorgaben waren einfach zu unerfreulich. Ergo: Die Sitze waren neben dem Basisfahrzeug kostenmäßig der größte Einzelposten.
IMG_0313.JPEG
Entschädigende Momente:
IMG_2089.JPEG
IMG_2452.JPEG
Cab_index gefällt dies
#7
Hallo Jens,

freue mich, eine weiteren KAWA4five zu sehen. Mit sehr ähnlichem Konzept waren wir lange Zeit auch unterwegs. Das Konzept kann so gut sein wie's will, das wichtigste dabei ist, dass sich die Familie als gut eingespieltes Team zeigt. Ich wünsche euch gute Reisen und eine schöne Zeit als Familie. Genießt es - schnell sind die Kinder groß.

Mit Gruß aus Unterfranken

Wolf
#8
Hallo Wolf,
da hast Du recht! Im Urlaub gibt es immer gute und weniger gute Tage. Für uns war es dieses Jahr eine Erleichterung, dass der pubertierende Teil der Familie auf dem Heckbett "chillen" konnte, während der Rest des Fahrzeugs für die anderen nutzbar war. Mal sehen, wie lange das noch gut geht! Eine Surfbretthalterung könnte die Attraktivität des Urlaubs mit der Familie noch verlängern.....

VG,
Jens
#9
Hallo Jens,

da hast du was tolles geschaffen! Äh, Ihr. Deine Frau und Kinder haben dich ja ans Fzg. gehen lassen zum bauen.

Sowas bekommt man nicht zu kaufen. Der Anspruch eines "normalen" Weiß-Ware-Campers sowas zu akzeptieren gibt es nicht.
Man muss die Problematik erkennen dann reift die Akzeptanz das Bett und alles umzubauen für die Nacht.
So erhält man was man möchte: Einen Camper so klein wie es für fünf gerade noch geht damit alle sitzen und schlafen können.

Drei Liter weniger Dieselverbrauch auf 100km ist ein weiterer Vorteil gegenüber einem 8x3x2,3Meter Fahrzeug :-)

Ich wünsche Dir viele faltenfreie Reisen.

Gruß
Martin