Forum für Camper-Selbstausbauer!

Für angedachte, geplante, halbfertige und fertige Wohnmobilausbauten.

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#1
Ganz geschafft ist es noch nicht. Aber immerhin ist er vom TÜV als Wohnmobil erkannt und als So Kfz Wohnmobil zugelassen. Es gibt noch einiges zu tun, aber nicht im Winter. Somit bleibt mir einige Zeit, meinen Ausbau hier zu Papier zu bringen.
Meine Frau und ich haben unsere Berufstätigkeit beendet und können somit frei über unsere Zeit verfügen.
Letztes Jahr reifte der Entschluss, ein Wohnmobil zu kaufen, um damit in warmen Regionen zu überwintern. Eigentlich sollte es ein Allrad werden, da wir früher einige Jahre ein Allrad-Wohnmobil hatten und die Möglichkeiten, auch Eselspfade befahren zu können, sehr geschätzt haben. Leider gibt es in unserem Budget nur Schrott auf dem Markt, so kam Plan B zum Tragen. Ein Kastenwagen mit Hinterradantrieb sollte es werden. Fertige Fahrzeuge, die unseren Vorstellungen entsprechen, haben wir nicht gefunden.
Also blieb nur noch der Selbstausbau. Ende letzten Jahres habe ich bei einem Händler im näheren Umkreis einen Renault Master III, L3H3, Baujahr 2013 mit Hinterradantrieb entdeckt. Dieser war im Vorleben sehr pfleglich behandelt worden. Auch die Ausstattung entsprach unseren Vorstellungen, insbesondere die Klimaanlage war uns wichtig. Also gekauft und mit der Ausbauplanung begonnen.
Wichtig war uns folgendes:

-abgetrenntes Führerhaus
-mind. 1,40 m breites Festbett
-Dusche und Toilette
-möglichst großer Wassertank
-möglichst großer Abwassertank
-Druckwasseranlage
-Kompressorkühlschrank
-Solaranlage und hinreichend große Batteriebank
-Wechselrichter 12/230 V reiner Sinus, mind. 1000 W Dauerleistung
-konsequenter Leichtbau

Weiterhin habe ich Wert darauf gelegt, wo immer möglich, Materialien aus der Haustechnik zu verbauen. Die meist überteuerten und oft minderwertigen Teile aus dem Campingzubehör nur, wo es gar nicht anders geht.
Im Folgenden stelle ich mal zu den einzelnen Gewerken einige Fotos ein und erläutere, was ich da gemacht habe und warum.

noch beim Händler auf dem Platz
noch beim Händler auf dem Platz


Der Boden

Im Fahrzeug war ein einteiliger, phenolharz-beschichteter Boden, ähnlich einer Siebdruckplatte, jedoch mit einer Mittellage aus Spanplatte verbaut. Den Boden habe ich ausgebaut, war zum Glück nicht verklebt.
Der Blechboden war in einem guten Zustand, kein Rost. Einige Stellen habe ich sicherheitshalber mit Rostschutzfarbe ausgebessert. Danach habe ich auf die unteren Sicken Fichtenleisten geklebt. Die Höhe der Leisten ist so gewählt, dass die Oberkante 2 cm höher als die obere Sicke steht. Der Raum zwischen den Leisten wurde mit 2 cm dicken Dämmplatten ausgefüllt, die ich auf die oberen Sicken punktuell aufgeklebt habe.
Anschließend habe ich den vorhandenen Boden wieder eingebaut und mit den Leisten verschraubt.

Kanthölzer und Teil der Dämmung sind drin
Kanthölzer und Teil der Dämmung sind drin



Die Fenster und Dachluken

Die Anzahl der Fenster und Dachluken wollte ich möglichst begrenzen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass insbesondere große Dachluken, aber auch viele und große Fenster in warmen Regionen eher ungünstig sind, weil sie die Aufheizung des Innenraums begünstigen.
Ich habe mich entschieden, 1 Fenster in die Schiebetür und 1 Fenster in die gegenüberliegende Wand weiter hinten einzubauen. Über dem Bett ist eine Dachluke 40 x 40 cm und in der Nasszelle eine Dachluke 28 x 28 cm eingebaut.

Luke über der Nasszelle
Luke über der Nasszelle
Fenster in der linken Seitenwand
Fenster in der linken Seitenwand
Fenstereinbau Schiebetür
Fenstereinbau Schiebetür
Luke über dem Bett
Luke über dem Bett


Die Dämmung

Für die Dämmung habe ich selbstklebendes Armaflex verarbeitet, in den Flächen 20 mm, über den Trägern 10 mm. Warum so wenig? Unser letztes Womo war sehr gut gedämmt (Sandwich-Kabine mit 5 cm Dämmung). Trotz der Dämmung hat sich die Kabine im Sommer in Griechenland spätestens nachmittag richtig aufgeheizt. Dank der guten Dämmung blieb uns die Hitze dann immer fast die ganze Nacht erhalten. Ich hoffe, dass der Kasten dank geringerer Dämmung nachts schneller abkühlt.



Der Möbelbau

Die Möbel habe ich komplett aus Multiplex Birke gebaut. Ich habe viele Überlegungen über die Materialwahl angestellt und mich dann für MPX Birke entschieden, weil durch die enorme Festigkeit dieser Platten ein konsequenter Leichtbau am einfachsten zu machen ist.
Die Schränke bestehen überwiegend aus MPX 6,5 mm. Sämtliche Sichtkanten habe ich mit aufgeleimten Leisten aus MPX 9,0 mm verstärkt. Somit entsteht optisch der Eindruck, die Möbel bestehen aus 15 mm Platten.
Natürlich musste ich auch im Bereich der Topfbänder und der Verschlüsse Klötze aufleimen, um auf die zum Einbau erforderliche Materialstärke zu kommen. Das Ganze ist viel Arbeit, hat aber gelohnt.
Ich habe im Vorfeld Vergleichsrechnungen angestellt. Einen Schrank aus den häufig verwendeten Möbelbauplatten aus beschichtetem Pappelsperrholz, z.B. von Reimo, mit einem Schrank aus MPX Birke in meiner Bauweise. Meine Bauweise ist 30 % leichter, trotz des höheren spezifischen Gewichts von MPX Birke. Außerdem ist der Kostenvorteil natürlich enorm.

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Mehr Fotos gehen scheinbar nicht, also geht es unten weiter.
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#2
Der Möbelbau, Teil 2

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Schubladenbau
Schubladenbau

Die Naßzelle

Die Nasszelle ist 70 x 90 cm groß. Eingebaut habe ich eine flache Duschwanne aus GFK mit einer Oberfläche aus Sanitäracryl. Massenware aus dem Haushaltsbereich. Der Wanne habe ich einen 8 cm hohen Unterbau verpasst, im Hohlraum sind die Installationen verlegt.
In der Wanne wird eine Cassettentoilette Thetford C223-CS eingebaut. In einer Ecke dann noch einen kleinen Waschtisch mit Edelstahlbecken. Insgesamt etwas eng, geht aber.
Die Wände der Duschzelle habe ich mit Grosfillex Exapan verkleidet. Das sind 8 mm dicke Hohlkammerprofile aus PVC.
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Die 12-V-Installation


Unter der Beifahrersitzbank habe ich 2 Stück 95 Ah Solarbatterien eingebaut. Die Ladung erfolgt über ein 180 Wp-Solarmodul und einen Ladebooster Votronic VCC 1212-30.
Unter dem Fahrersitz habe ich noch einen Wechselrichter, reiner Sinus, 1000 W Dauerleistung verbaut.

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Wechselrichter
Wechselrichter

Die Gasanlage


Die Gasanlage habe ich recht einfach gehalten. Im Küchenblock ist, von außen zugänglich, der Gasflaschenkasten für eine 11 kg-Flasche eingebaut. Einziger Verbraucher ist der Herd. Auf eine Gasheizung habe ich verzichtet, weil ich sehr selten eine Heizung brauchen werde und weil die Gasversorgung im Ausland bekanntlich meist schwierig ist. Da erscheint mir eine Dieselheizung sinnvoller, weil Diesel überall verfügbar ist.

Küchenblock mit Gaskasten
Küchenblock mit Gaskasten
"Rohrbiegemaschine"
"Rohrbiegemaschine"
Gasflaschenbefestigung
Gasflaschenbefestigung
Unten gehts weiter.
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#4
Hi,

das ist jetzt schon ein ganz toller und liebevoll gemachter Ausbau. Das Teil wird sicher ne Perle!

Grüß
Mark
bodo48 gefällt dies
#5
Hallo Bodo. Hab ich schon herzlich willkommen geschrieben? Wenn nicht, dann jetzt. :beers:

Gefällt mir richtig gut und ist sehr durchdacht alles. Da merkt man deutlich, dass ihr schon viel Erfahrung habt und nicht nur wisst was ihr wollt sondern auch genau wie ihr es wollt. :thumbsup:

Einige Vorlieben teile ich genau und hab ich ähnlich gemacht bzw. bin noch dabei.
bodo48 hat geschrieben: vor 4 JahreDie Wände der Duschzelle habe ich mit Grosfillex Exapan verkleidet. Das sind 8 mm dicke Hohlkammerprofile aus PVC.
Die Panele finde ich richtig gut und hatte ich bisher nicht auf dem Schirm. Der Preis ist mit 8-12 €/qm unwesentlich höher als der PVC Belag den ich eigentlich nehmen wollte. Hast du sie mit Sika geklebt beim zusammenstecken damit alles dicht wird?

Dein Unterbau der Duschwanne interessiert mich genauer. Wie hast du den gemacht? Ich schwanke noch zwischem festem aber harten Holzunterbau und trittfestem dafür weicherem XPS. Beides könnte Probleme machen. Mir fehlt da leider die Erfahrung aus der Praxis.

Deine Nasszellentür darf innen aber nicht nass werden, oder verkleidest du die noch? Als Drückergarnitur hätte ich dir diese empfehlen können: [Externer Link für Gäste nicht sichtbar]
Das Einsteckschloss passt gerade so in ein 15er Türblatt. So lässt sich die Tür wie eine echte Tür benutzen. Inkl. ins Schloss fallen lassen.

Gruß Thomas
#6
Andolini hat geschrieben: vor 4 Jahre Hallo Bodo. Hab ich schon herzlich willkommen geschrieben? Wenn nicht, dann jetzt. :beers:

Gefällt mir richtig gut und ist sehr durchdacht alles. Da merkt man deutlich, dass ihr schon viel Erfahrung habt und nicht nur wisst was ihr wollt sondern auch genau wie ihr es wollt. :thumbsup:

Einige Vorlieben teile ich genau und hab ich ähnlich gemacht bzw. bin noch dabei.


Hallo Thomas,

erstmal danke für die Blumen. Ja, da war sehr viel Denkaufwand dabei. Allerdings kommt dann beim Bauen doch manches ganz anders, nach dem Motto: Die Arbeit zeigt den Weg :wink:
Ich wünsche mir sehr, dass der eine oder andere die eine oder andere Anregung mitnehmen kann, wie ich es aus anderen Beiträgen auch getan habe.

Andolini hat geschrieben: vor 4 Jahre Die Panele finde ich richtig gut und hatte ich bisher nicht auf dem Schirm. Der Preis ist mit 8-12 €/qm unwesentlich höher als der PVC Belag den ich eigentlich nehmen wollte. Hast du sie mit Sika geklebt beim zusammenstecken damit alles dicht wird?
Ja, ich habe die Nut-Feder-Verbindungen alle verklebt. Sind ja nicht so viele, weil die Paneele relativ breit sind.
Zum Kleber: Anfangs hatte ich auch geplant, sämtliche Verklebungen mit Sika 221 zu machen. War ja Jahrzehnte das Mittel der Wahl. Ich habe mich dann aber nach intensiver Recherche gegen PU-Kleber entschieden und für einen Hybrid-Kleber. Ich habe sämtliche Klebungen mit Hybrid-Kleber von Soudal gemacht. Dabei kamen je nach Einsatzfall 3 verschiedene Kleber zum Einsatz: Soudal Fix All Flexi, Fix All High Tack und Fix All Turbo. Warum Souda? Weil am preisgünstigsten. In den Datenblättern konnte ich keine signifikanten Unterschiede zu wesentlich teureren Produkten finden.
Andolini hat geschrieben: vor 4 Jahre Dein Unterbau der Duschwanne interessiert mich genauer. Wie hast du den gemacht? Ich schwanke noch zwischem festem aber harten Holzunterbau und trittfestem dafür weicherem XPS. Beides könnte Probleme machen. Mir fehlt da leider die Erfahrung aus der Praxis.
Ich würde kein XPS verwenden. Unter der Duschwanne ist keine ebene Fläche vorhanden, somit auch keine gleichmäßige Lastverteilung. XPS würde unter Last immer etwas nachgeben und damit die Wand-Duschwanne-Fuge belasten.
Einen harten Holzunterbau halte ich für geeigneter. Ich habe einfach Fichtenbretter genommen und Aussparungen ausgesägt. Siehe Foto:
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Andolini hat geschrieben: vor 4 Jahre Deine Nasszellentür darf innen aber nicht nass werden, oder verkleidest du die noch? Als Drückergarnitur hätte ich dir diese empfehlen können: [Externer Link für Gäste nicht sichtbar]
Das Einsteckschloss passt gerade so in ein 15er Türblatt. So lässt sich die Tür wie eine echte Tür benutzen. Inkl. ins Schloss fallen lassen.
Warum soll die Tür nicht nass werden dürfen? In meinem letzten Womo war die gesamte Nasszelle aus lackierten Sperrholz. Das war nach 20 Jahren noch in gutem Zustand. Meine Frau hat die Tür, wie alle anderen Holzteile auch, 3-mal lackiert. Da passiert nichts, zumal wir die Duschzelle nach dem Duschen immer trocken wischen.

Das Schloss von Campingwagner hätte bei mir nicht gepasst, weil die Tür aus Gewichtsgründen nur 9 mm dick ist. Da die Tür relativ dünn ist, wollte ich 3 Schliessungen haben, oben, mitte und unten. Da habe ich nur dieses Drehstangenschloss gefunden. Im Nachgang habe ich dann bei Yachtausrüstern noch andere entdeckt. Die Tür läßt sich mit dem Schloss wie eine normale Tür benutzen, du kannst sie auch ins Schloss fallen lassen. Die Konstruktion ist auf dem unten stehenden Foto vielleicht besser zu sehen.
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Soweit dazu, weitere Fragen jederzeit und gerne.
vancool'o, Cruisemobile, avofix und 2 andere gefällt dies
#10
Auf einem der Fotos oben siehst du eine graue Stoffverkleidung an einer Stirnseite des Bettes. In dem Bereich habe ich die Innenverkleidung weggelassen und den Stoff direkt auf die Dämmung geklebt. Das hat ca. 4 cm gebracht. Dasselbe auf der anderen Seite würde nochmal 4 cm bringen.Das geht allerdings nicht über die gesamte Fläche, weil da Blechträger im Weg sind.