Forum für Camper-Selbstausbauer!

Für angedachte, geplante, halbfertige und fertige Wohnmobilausbauten.

Tagebücher die den Camperausbau beschreiben
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#1
Moin liebes Forum,

ich lese seit geraumer Zeit in diesem Forum mit, habe mir etliche Inspirationen in den Tagebüchern und technische Tipps geholt. Aus diesem Grund möchte ich, wenn vielleicht auch nicht so ausführlich wie andere ( :thumbsup: ) ein kleines Ausbautagebuch starten und Euch an meinen Erfahrungen teilhaben lassen. Ich habe meinen Wagen bereits vor einem Jahr als EU-Reimport gekauft und baue seitdem neben der Arbeit und vielen weiteren Projekten daran rum. Aus diesem Grund ist es vielmehr eine Dokumentation bis zum Ist-Zustand die ich laufend aktualisiere, bis wir beim Stand heute angekommen sind :upside_down:

Folgende "besondere" Anforderungen an die Aufteilung:

- Windsurfmaterial sollte im Fahrzeug verstaut werden können
- Dinette mit zwei zusätzlichen Sitzplätzen, zwei drehbare Einzelsitze
- Querbett hinten, das in dänischer Regenzeit auch zur Hecksitzgruppe oder eher L-Sofa umgebaut werden kann
- Nasszelle

Technische Anforderungen:

Technisch ist vielleicht die Gasanlage erwähnenswert. Ich habe seit 15 Jahren eine 31 Jahre alte Gasanlage in meinem VW Bus in Betrieb, außerdem habe ich dort einen 60l Kühlschrank und eine Gastankflasche, diese Punkte wollte ich nicht missen. Nur wollte ich gerne einen Kompressorkühlschrank und nicht Absorber.

- Truma Combi 4 Gasheizung mit Boiler
- Gaskocher 2 flammig
- 55l Gastank mit Fernbetankung
- Dometic RC 10.4 90l Kompressorkühlschrank
- 90l Frischwasser Radkastentank
- Fusion EV2222 Abwassertank Unterflur 93l
- 240Ah AGM Batterien
- 180W Solarpanel

Mein Fahrzeug ist ein Peugeot Boxer L4H2, 2.0l Bluehdi 163ps mit Euro 6b, EZ 02/2019. Besonders schön fand ich die Einzelsitze bei diesem Angebot.
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Viele Grüße aus Kiel, Martin
Andolini, Reisewölfe gefällt dies
#2
Isolation

Isoliert habe ich mit 19mm Armaflex, für Rundungen usw. habe ich 9mm Armaflex verwendet und für ganz schwierige Ecken habe ich 6mm Armaflex. Mir hat sich beim Ausbau die Frage gestellt, wo die Unterschiede von XG, AF, ACE usw. sind. Im Endeffekt habe ich es so verstanden, dass XG und AF die gleichen Isolationseigenschaften haben, die AF allerdings auch "industriell" eingesetzt werden können. ACE und Accoflex haben schlechtere Dämmwerte, meines Wissens nach sind sie nicht Gesundheitsschädlich. ACE und XG geben sich preislich nicht viel, deswegen habe ich bedenkenlos XG verwendet.

Großer Fan bin ich vom Isoliertape, um Stoßkanten oder Macken auszubessern.

Insgesamt habe ich bisher 1 Karton a 10m² 9mm Armaflex, 3 Karton 19mm a 6m² XG, 1/2 Karton 6mm (7,5m²) und 8 Rollen Tape a 15m verwendet.

Vom 9mm hätte auch ein halber Karton gereicht, beim Tape könnte man auch sicher sparen :nerd:

Der Boden ist mit 20mm XPS gedämmt. Ich habe die Bodenplatte schwimmend verlegt. Da ich von Beginn an sehr stark auf das Gewicht achten wollte, habe ich Pappelsperrholz für die Bodenplatte verwendet (alle Verbindungen im Boden sind mit Einschlaghülsen bzw. ohnehin an der Karosserie). Ich würde nicht wieder eine 12mm Pappel Bodenplatte verwenden ohne Unterkonstruktion. Im Eingangsbereich hat sich das XPS etwas plattgetreten, dort muss ich eh nacharbeiten, deswegen ist das verschmerzbar - trotzdem ärgerlich.

Ich mag sehr den Transporterlook. Aus diesem Grund bleibt an vielen Stellen das Blech sichtbar. Um die Kältebrücken so gut es geht zu minimieren, habe ich so weit es nur ging in die Türen etc. hinein isoliert. Das ist zwar nicht angenehm für Arme und Hände (Schnittgefahr), funktioniert aber doch erstaunlich gut, ist nur fummelkram.

Ein paar Impressionen:
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#3
Planung

Eigentlich hätte dies der erste Post sein müssen. Besonders zu Beginn geht so ein Ausbau natürlich nicht schnell genug, bis man die ersten Ergebnisse sieht, vergehen Wochen, wenn nicht Monate. Ich habe schon richtig unruhig geschlafen, weil ich so viel nachgedacht habe :rofl: Deswegen kann ich nur jedem empfehlen, egal wie schlecht er oder sie zeichnet und wenig kreativ ist, macht es - ein bisschen ist dann doch aus dem Kunstunterricht hängen geblieben..

Manchmal habe ich mich dabei erwischt, wie ich stundenlang nur auf meine Skizzen geguckt habe, hier mal ein paar Bilder der Evolution :-)

Später dann alles mit Tesa Krepp ins Auto übertragen und mal ein paar Kartons reingestellt und schon bekommt man ein gutes Gefühl für die Proportionen.
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VanT gefällt dies
#4
Boden, doppelter Boden, Bettkonstruktion

Nun ein bischen zu meinem Lieblingsthema. Richtig große Ansprüche an die Stabilität des Bodens habe ich deshalb nicht, weil letztlich nur ein minimaler Teil der Bodenplatte tatsächlich stark belastet wird. Ein Großteil ist durch die Bettkonstruktion oder Schränke verdeckt. Ich habe die gesamte Unterkonstruktion aus Alusystemprofilen gebaut.

Überwiegend habe ich 30 x 30mm verwendet, da auch ein Teil der Möbel aus Systemprofilen gebaut wird und wurde, kommt hier 20 x 20mm zum Einsatz. Mein klarer Favorit sind Typ B bzw. Boschprofile. Insbesondere das Schneiden von Gewinden ist bei diesen Profilen im Gegensatz zu Typ I viel schöner, da der Span mehr Luft in der mittleren Bohrung hat. Typ I hat den Vorteil, dass es eben 20x20mm Profile und es dort 5er und 6er Nuten gibt, so lassen sich filigranere Schrauben verwenden.
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20x20 Typ I
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30x30 Tyb B
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Die Verbindungen habe ich dort wo ging entsprechend auf Stoß kraftschlüssig mit einer 8x40 V2A Zylinderschraube gemacht. Angezeichnet, mit der Standbohrmaschine gebohrt und für den Kopf entsprechend gesenkt. Die Schraube verschwindet dann sehr schön in der Nut.
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Die Verbindung in der Karosserie wurde mit Nietmuttern gemacht, im Boden mit Einschlaghülsen. Und dann wächst und wächst die Konstruktion!
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Auf dem letzten Bild erkennt man schon einen Teil des Küchenblocks.
Skyvan gefällt dies
#5
Fenster und Luken

Bei Fenstern und Luken passiert eigentlich nicht viel anderes als bei allen anderen. Ich habe Dometic Seitz S4 in 100 x 50cm, 70 x 50cm und 50 x 50cm verbaut. Zwei Midi Hekis und eine Mini Heki fürs Bad wartet noch auf ihren Einbau. Ich habe Butylschnur in 20x3mm für die Fenster benutzt. Für die Dachluken selbst habe ich runde Butylschnur mit einem Schaumstoffkern verwendet, ist absolut erste Wahl, da die Nut deutlich tiefer ist.

Besonders ist beim Einbau der Fenster eher die Gestaltung der Verkleidung. Wie erwähnt mag ich die Optik der Blechflächen im Wohnraum bzw. habe die Holme einfach nur mit Armaflex und Vlies bezogen. Die Ausgleichsrahmen habe ich 4mm weniger stark gewählt und die Verkleidung der Fläche (4mm Pappel) ebenfalls unter dem Rahmen verschraubt. Das erspart die Detailarbeit und gefällt mir sehr gut.

Hier mal das Beispiel der Schiebetür:
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Und so sieht das im hinteren Bereich aus, bis auf den Scheibenrahmen hat man so auch verhältnismäßig viel Länge für das Querbett.
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Die Midi Hekis habe ich mit den passenden Adapterrahmen verbaut. Nach der ersten Luke/Rahmen ausschließlich mit dem flachen Band habe ich den Rahmen des zweiten mit Dekaseal aufgesetzt, da die Abstände in den Sicken des Trapezbleches teilweise groß waren. Die Kombination fand ich für die Dachluken super. Ich wollte den Rahmen ungern verkleben, falls doch mal was blüht. Gerade im Urlaub haben wir festgestellt, dass der 1 Jahr alte Adapterrahmen eines Kollegen gerissen ist und die Dachluke undicht wurde, diese war verklebt.

Für den Adapterrahmen vorne ergibt sich nur eine Position. Etwas stutzig machte mich die Nähe zum Querträger. So konnte ich nicht wie hinten die Dachluke inklusive Innenrahmen in einer "Bucht" einbauen, sondern stößt der Innenrahmen nun an den Träger. Ergo muss ich nun doch in den sauren Apfel beißen und mir noch mal die passenden Befestigungssets kaufen, um die Rahmen letztlich nicht bündig in der Decke sondern unter der Decke zu befestigen.
#6
Küchenblock

Der Küchenblock besteht aus einem Grundgerüst aus 20x20 Profilen. Erst wollte ich mit Auszügen arbeiten, da aber der Sommerurlaub anstand, wurden diese kurzerhand wegrationalisiert. Aufgrund der beengten Platzverhältnisse, werde ich jedoch das untere der vier Fächer noch entsprechend umbauen.
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Wie man vielleicht erkennt, ist auch hier das Holz eher dünner als dicker. Es ist 6mm Pappel, das Türblatt und rund um den Ausschnitt habe ich mit 6mm aufgedoppelt, damit das Holz stabiler ist und das Klavierband überhaupt zu befestigen ist.

Die Arbeitsplatte besteht aus 2 aufeinandergeleimten 12mm Pappelhölzern.
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Das ganze habe ich unzähige Male mit Arbeitsplattenöl behandelt. Im hinteren Bereich hätte ich die Platte natürlich noch ausfräsen können, da ich mir damals aber noch nicht sicher war ob das Fach unter der Platte offen bleibt, habe ich bisher darauf verzichtet. Entgegen vieler Meinungen ist mir das Pappelholz überhaupt nicht zu weich. Tatsächlich ist diese Arbeitsplatte aus Zeitnot heraus und aufgrund überschüssigen Materials heraus entstanden. Klar, die Maserung der ausschließlich geölten Platte ist eher lame, da die Pappel an den Verkleidungen durch die Lasur aber ganz schön durchfeuert, finde ich die schlichte Platte irgendwie passend.

Toll ist die Möglichkeit mit dem Kühlschrank an der Stirnseite. Er hat ein Doppelscharnier, geht damit in beiden Richtungen auf. Man kann so sehr bequem von außen nach dem Einkaufen einräumen oder Kaltgetränke ausräumen ;-)
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Kocher ist ein einfacher Dometic 2 Flamm Kocher ohne Glasabdeckung. Auch hier bin ich eher puristisch. Die Waschschüssel ist eine einfache Emailleschüssel.
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JuMiLo gefällt dies
#7
Hallo Martin,
das Problem dünnes Sperrholz und Holzschrauben kenn' ich von anderen Problemen. Ich hatte mal mit Erfolg das Klavierband zwischen die beiden Holzplatten mit Soudal verklebt und dann das ganze mit schönen Senkschrauben durchgeschraubt. Hält ewig, passt aber vom Gelenk her nicht überall.
Gruß Manfred
#8
Hallo Martin,

endlich mal wieder ein Windsurf Ausbau :thumbsup:

Gefällt mir richtig gut und ich mag die Formen am Fenster und an der Schiebetür auch. Die Emailleschüssel ist top und du bist immer gut mit Getränken versorgt. Beste Voraussetzungen :rofl:

Gruß Rico
#10
Elektrik

Bei der Elektrik habe ich die freudige Entdeckung gemacht, dass mein Fahrzeug über den "Coach builders socket" verfügt. Dort wird alles mögliche herangeführt, Lautsprecher, Can Bus, aber auch D+ und theoretisch auch +/- von der ersten Batterie. Da ich aber ohnehin die Batterien unter dem Fahrersitz verbauen wollte und die original Kabelquerschnitte nur 6mm² betragen, habe ich dort nur D+ abgezapft.
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Es gibt ein Converters und Upfitters Manual von Fiat, dort ist die Belegung z.B. des 15 poligen Steckers beschrieben. Aber(!) die Steckerbelegung von Fiat und Peugeot ist unterschiedlich. Warum auch immer... Demnach empfehle ich jedem die entsprechenden Pins einfach durchzumessen.

Weiterhin habe ich zwei 120Ah AGM Batterien unter dem Fahrersitz verbaut. Es handelt sich um eine C100 Angabe, dabei handelt es sich um eine Angabe wie viel Strom bzw. Kapazität über einen jeweiligen Zeitraum, in diesem Fall 100 Std., abgegeben werden kann. Andere geben C90 an, deswegen entsprichen diese 120Ah bei anderen Batterien 100Ah bzw. teilweise 90Ah. Wichtig ist, dass zwei Batterien mit den Maßen 353 x 175 x 190mm unter eine normale Sitzkonsole passen - wenn auch knapp, aber es passt!
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Für die Verbindung zwischen 1. und 2. bzw. zwischen den Zweitbatterien 50mm² H07V-K Kabel bzw. Litzen verlegt. Hinter dem Sicherungskasten je nach Leitungslänge dann irgendwas zwischen 10mm² und 0,75mm². Bei Kabeln gibt es eigentlich nicht viel zu beachten, außer, dass man keine starren Aderleitungen wie H07V-K kauft :grinning:

Bei flexiblen Leitungen aus mehreren feinen Drähten, Litzen, kommen eigentlich nur H05V-K und H07V-K oder Fahrzeugleitungen FLY oder FLRY in Frage. FLY/FLRY haben eine deutlich dünnere Isolierung und sind sehr flexibel und leicht. In Endeffekt ist der Unterschied zu einer H07V-K Leitung aber im Gewicht nicht so groß, dass der deutliche Aufpreis wirklich sinnvoll ist. H05V-K sind sehr dünne Kabel bis 1mm², darüber H07V-K.

Für die 230V Landstromversorgung besagt die VDE, dass ein H07RN-F 3G2.5 bis maximal 25m Länge eingesetzt werden soll. Ob man jetzt wirklich 3 x 2,5mm² wählt, möchte ich nicht näher kommentieren, weil es von den jeweiligen Verbrauchern abhängt. Wer mal 25m 3x2,5 in der Hand hatte, weiss was ich meine... Sinnvoll ist aber ein flexibles H07RN-F Kabel zu nehmen, falls das Kabel doch mal über den Fahrtweg auf Schotter gelegt werden muss und das nächste Womo drüber rollt.. Beim 230V Stecker drauf achten, dass er ein Loch für den "Erdungs" Pin hat. In Frankreich gibt es die Fähnchen wie in Deutschland oftmals nicht, sodass manche Stecker nicht passen.
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Angeschlossen habe ich das Ganze mit einer guten Alternative aus diesem Forum, einer Neutrik TrueTop Steckverbindung, bis 16A und mit der Dichtklappe IP65 geschützt. Im Gegensatz zur fertigen Lösung von DEFA kann man hier auf eine weitere Verbindung verzichten bzw. muss nicht das elendig teure Defa Kabel kaufen. Die konnte ich einfach mit einem Stück Aluprofil an einer vorhandenen Stoßstangenschraube ohne Bohren befestigen. Unter dem Rücklicht gibt es eine Kabeldurchführung in den Holm.
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Weiterhin betreibe ich ein 180W Solarpanel, das mangels Zeit vor dem letzten Urlaub provisorisch auf Dachträgern verbaut wurde. Lustigerweise passt es wie angegoßen zwischen die mittleren Träger und liegt auf dem Dachträger so auf, dass ich es nur fixieren musste. Zum Schutz des Panels habe ich den Gurt im oberen Bereich mit Armaflextape gepolstert. Hat die letzten Wochen gute Dienste geleistet :nerd:
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lea gefällt dies