Forum für Camper-Selbstausbauer!

Für angedachte, geplante, halbfertige und fertige Wohnmobilausbauten.

Tagebücher die den Camperausbau beschreiben
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#1
Hallo Schrauber,

dann will ich mich auch mal daran wagen, den Ausbau meines Wohnmobiles zu dokumentieren.

Zu allererst aber einen riesen Dank an die Forenbetreiber, daß sie eine neue Plattform für die bekloppten Selbstausbauer geschaffen haben. Dank solcher Foren ist es möglich den ein oder anderen Fehlschlag zu vermeiden. Manche finden den Mut zum Selbstausbau nur, weil sie sich der Unterstützung einer wachsenden Gemeinde sicher sein können.

Jetzt zu meinem Projekt:
Der Crafter ist mein zweiter Ausbau. Mein erster Ausbau war ein Sprinter 903 L1H1. Tja, wenn man einmal infiziert ist, lässt es einen nicht mehr los.
Den Crafter habe ich 2018 gekauft. Er war 8 Jahre alt und hatte nur 98.000 Km auf der Uhr, was auch der Tatsache geschuldet ist, daß das Fahrzeug fast 3 Jahre gestanden hat.
Zustand beim Kauf:
- Beifahrer Doppelsitzbank
- Dreiersitzbank in der 2. Reihe
- Sperrholztrennwand auf Höhe der C-Säule (hinter der Schiebetür)
- Wasser-Standheizung mit zweitem Wärmetauscher für den hinteren Fahrgastraum-
- normale Verschmutzung und Gebrauchsspuren

Da es wenige Wochen nach dem Kauf zu einer ersten Tour gehen sollte, habe ich mit ungehobelten Balken und Tischlerplatten drei Schlafgelegenheiten in den Laderaum gezimmert. In die Laderaumtrennwand wurde ein Durchgang gesägt. Die erste Tour fand dann noch mit Doppelsitzbank vorne rechts statt, es war aber sofort klar, daß das keine Dauerlösung sein sollte.
Von diesem Ausbaustadium gibt es leider nur wenige Bilder.
IMG_Crafter_01.jpg
Diese Aufnahme zeigt einen späteren Zeitpunkt schon mit der 2. Version des Küchenblocks.
IMG_Crafter_02.jpg
Hier kann man die ursprüngliche Aufteilung erkennen. Trennwand mit Durchbruch. Dahinter der Schlafbereich und eine versteckte Toilette. Vorne der Sitz- Koch- und Wohnbereich.
IMG_Crafter_03.jpg
In dieser Konfiguration haben wir zwei Reisen unternommen. Eine nach Korsika, die zweite nach Schweden.

Aber, wem erzähle ich das :stuck_out_tongue_winking_eye: , wenn man so mit seinem Mobil unterwegs ist, dann hat man ständig Ideen, wo und was man verändern kann......

Deshalb geht es hier bald weiter.

Gruß,
FRED
997, JoeKW, Storchenwagen und 5 andere gefällt dies
#2
Hallo Schrauber,

zu einem Neuanfang gehört natürlich, daß man das alte erstmal los werden muß :astonished:
Also leicht ist mir der "Abriss" nicht gefallen.
IMG_Crafter_04.jpg
Hier sieht man nochmal die ursprüngliche Aufteilung durch die Ladetrennwand.
Diese hat sich tatsächlich heftig gewehrt beim Ausbau. Genauso, wie die Stäbchenschienen war die Trennwand mit dem Fahrzeug durch Nieten verbunden. Ich durfte also mehrere Duzend Stahlnieten Aufbohren.
Aber irgendwann war es geschafft.
IMG_Crafter_05.jpg
Zu meiner Freude gab es nur wenig Rost. Bei dessen Bekämpfung schwöre ich auf den Einsatz von Tannox von Kluthe.

In der Zwischenzeit hatte ich versucht den Crafter am CAD zu planen. Da ich nirgends ein passendes 3D-CAD-Modell vom Sprinter/ Crafter finden konnte, habe ich mithilfe der 2D-Daten von der VW-Aufbauseite ein Modell selbst erstellt. Eigentlich habe ich dann aber doch nur eine Grobplanung erstellt, die Details entstehen dann im lebenden Objekt.

Zur Raumplanung:
- drehbare Frontsitze
- 2er Sitzbank in zweiter Reihe mit Tisch
- Küchenblock in der Schiebetür
- hinter der Sitzbank die Kompressor-Kühlbox
- 3 Einzelbetten auf 3 Ebenen, davon ein Querbett ganz hinten und zwei Längsbetten in Fahrtrichtung links
- weitere Möbel gibt es nicht, ich setze da voll auf Euroboxen

Soweit der Plan, ob sich das alles so realisieren lässt, wird sich zeigen.......

Gruß,
FRED
#3
Und weiter geht's

Als nächstes wollte ich mich um die Elektrik kümmern.
Vom vorherigen Ausbau waren schon vorhanden:
- Aufbaubatterie 80 Ah Gel im Beifahrersitzkasten
- Ladebooster Schaudt WA 121525
- D+ Simulator
- Ladegerät Manson SBC-2110
- Sicherungshalter mit Masseverteiler
- diverse Schalter, um alle Verbraucher auszuschalten und die Ladung während der fahrt zuzuschalten.
- 230 V Einspeisung über FI-Schutzschalter im Zubehörfach unter dem Beifahrersitz

Die vorhandenen Verbindungen in den Wohnbereich wurden alle wieder abgebaut. Dabei fiel mir der Original Kabelbaum von VW/MB unangenehm auf. Er ist auf der Fahrerseite "auf Putz" verlegt. Da ich nicht wollte, daß er mir beim späteren Ausbau im Weg ist, habe ich ihn komplett bis vor die B-Säule zurückgezogen. Dann habe ich ihn hinter den Holmen wieder neu verlegt. Nur um festzustellen, daß kein Weg durch die C-Säule führt :grimacing: Auch die D-Säule ist undurchdringlich :rolling_eyes:
IMG_Crafter_06.jpg
Folgende weitere Kabel wurden verlegt:
- 7-poliges Kabel auf der Fahrerseite Decke für Außenbeleuchtung; 4 Kabel enden in der Fahrzeugmitte in einer Verteilerdose, 3 Kabel enden im Heck
- 2-poliges Kabel auf Fahrerseite Decke für 12-V-Verbraucher (Licht, USB, ....)
- 2-poliges Kabel auf Fahrerseite Boden für die Kompressorkühlbox
- 2-Poliges Kabel auf Beifahrerseite Decke 12-V-Verbraucher (Licht, USB, ....)
- 2-Poliges Kabel auf Beifahrerseite unter der Trittstufe für den Küchenblock (Licht, Wasserpumpe)
- Lautsprecherkabel auf Beifahrerseite und über die Decke

Die Kabel an der Decke habe ich zwischen Dachblech und Holmen verlegt.
IMG_Crafter_07.jpg
Ihr wundert euch sicher, daß ich in der Vergangenheitsform schreibe. Ich hinke derzeit mit meinem Tagebuch der aktuellen Ausbauphase hinterher, bin aber guter Dinge bald aufgeholt zu haben :nerd:

Bis bald,
FRED
#4
So, ihr müsst mich weiter ertragen :grinning:

als nächstes war die Bodenplatte dran. Ursprünglicher Plan: die vorhandene zweiteilige 9 mm Siebdruckplatte wiederverwenden. Beim Rumtragen der Platte ist mir dann ein unangenehmer Geruch aufgefallen. Dieser stammte von einem großen Ölfleck. Wir hatten uns schon die letzten 2 Jahre gefragt, warum unter Crafter so müffelte :zany_face: , das war des Rätsels Lösung.

Das heißt, eine neue Bodenplatte musste her. Selbermachen oder kaufen :thinking:
Ich wollte schon bestellen, aber aus zeitlichen Gründen habe ich mich entschieden die Platte selbst herzustellen, zumal ich ja eine prima Schablone hatte.
IMG_Crafter_08.jpg
nur blöd, wenn man sich versägt :grimacing: Den 3. Ausschnitt für die Sitzschiene brauchte ich ja nicht mehr.
Vorne auch zu sehen, das Podest über der Trittstufe für den Küchenblock.
IMG_Crafter_09.jpg
Da meine Bodenplatte 4-teilig ist, musste ich alles gut verbinden. Dank Oberfräse, kein Problem.
Ich entschied mich im Übrigen für 12 mm Siebdruckplatte. Bei der Alten mit 9 mm Stärke war ich, wie sich herausstellte, mit meinen Verschraubungen ein paar mal bis aufs Blech gestoßen, was üble Löcher zur Folge hatte.
IMG_Crafter_10.jpg
Die Dämmung des Fußbodens mit 6 mm Kork, verklebt mit Sprühkleber.
Kork ist ein super Dämmstoff meiner Meinung nach. Da ich kein Wintercamping machen werde, reicht das vollkommen. Außerdem halte ich nichts davon ein Gebäude respektive Wohnmobil "tot zu dämmen". Das soll alles bis zu einem gewissen Grad "atmen" können. Wenn Feuchtigkeit eindringt, dann muß sie auch die Möglichkeit haben wieder zu entweichen.

Apropos Feuchtigkeit:
Weiß jemand von euch, ob und wenn ja, wie man das original Schiebefenster (Foto oben) vom Crafter / Sprinter dicht bekommt?!? Meiner Meinung nach ist das eine Fehlkonstruktion. Spätestens beim Öffnen läuft die Soße ins Fahrzeuginnere.
Es gibt ja Fremdfabrikate zum Nachrüsten.
Sind die besser?

Gruß,
FRED
#5
Hallo Schraubergemeinde,

weiter geht es mit unserem Mobil.
Bevor ich mich an die Betten machen konnte, musste erst einmal weiter gedämmt werden. Für die Außenwände setzte ich auf 19 mm Armaflex.
IMG_Crafter_12.jpg
Das Prozedere ist ja hinlänglich bekannt :joy:
Entfetten, Alubutyl zum Entdrönen und dann mit Armaflex bekleben.....
Aber was ist das, die Hälfte aller Verstrebungen (Flatterbleche) kleben nicht mehr an der Außenhaut :astonished:
Also, wo möglich, erst mal die Klebestellen mit Dekalin MS 2 nachgeklebt.

Auf dem nächsten Bild kann man etwas das grundlegende Konzept hinter meinem Ausbau erkennen.
IMG_Crafter_11.jpg
Je Fahrzeugseite habe ich 4 Airlineschienen vorgesehen, die mit der Karosserie verschraubt und verklebt sind. An diesen Schienen sollen alle Einbauten befestigt werden. Damit bleibt der Ausbau flexibel und die meisten Komponenten können relativ leicht auch ausgebaut werden, um auch mal sperrige Dinge transportieren zu können. Die Oberschränke sollen auch mit den Airlineschienen verschraubt werden.
IMG_Crafter_13.jpg
Habe ich schon erwähnt, daß es drei Einzelbetten gibt :grinning:
Hier sieht man, wie das gelingen soll: auf der Fahrerseite gibt es zwei Konsolen aus Multiplex, an denen die Längsbetten befestigt werden. Das Querbett liegt auf zwei an den Airlineschienen eingehängten Sperrbalken. Diese Sperrbalken halten nicht über Federdruck, sondern sind richtig mit den Schienen verriegelt.

Ursprünglich wollte ich ja alles vorher am CAD planen und dann in die Tat umsetzen. Aber in Wirklichkeit findet jetzt die Planung zwischen Wohnmobil und Laptop statt :joy: . Am Laptop wird aber nicht gezeichnet sondern bestellt :stuck_out_tongue_winking_eye: Holzzuschnitt, Bodenbelag, Spezialkleber ..........

Gruß,
FRED
chicolini, Franek gefällt dies
#6
Craftfred hat geschrieben: vor 3 Jahre Folgende weitere Kabel wurden verlegt:
- 7-poliges Kabel auf der Fahrerseite Decke für Außenbeleuchtung; 4 Kabel enden in der Fahrzeugmitte in einer Verteilerdose, 3 Kabel enden im Heck
- 2-poliges Kabel auf Fahrerseite Decke für 12-V-Verbraucher (Licht, USB, ....)
- 2-poliges Kabel auf Fahrerseite Boden für die Kompressorkühlbox
- 2-Poliges Kabel auf Beifahrerseite Decke 12-V-Verbraucher (Licht, USB, ....)
- 2-Poliges Kabel auf Beifahrerseite unter der Trittstufe für den Küchenblock (Licht, Wasserpumpe)
- Lautsprecherkabel auf Beifahrerseite und über die Decke

Die Kabel an der Decke habe ich zwischen Dachblech und Holmen verlegt.
IMG_Crafter_07.jpg
Hallo Fred, vielen Dank für die Eindrücke und Fotos zu deinem Ausbau. Bin auch gerade mitten drin :slight_smile:

Daher eine Frage zu deiner Kabelverlegung auf der Beifahrerseite. Hast du die Trittstufe raus genommen, Kabel rein und dann Trittstufe wieder drauf?
Hab bei mir noch keine optimale Lösung um mit den Kabeln auf der Beifahrerseite nach hinten zu gehen auf Grund der Schiebetür.

Vielen Dank für die Info und weiterhin viel Erfolg.

Grüße
Chris
#7
Hallo Chris,

ja, so ungefähr habe ich das gemacht :sweat_smile:
"Trittstufe ausbauen" hört sich so einfach an. Also die Kunststoffabdeckungen über den Schrauben entfernen war schonmal leichter, als befürchtet. Je nach Verschmutzungsgrad kann man sich damit ne Weile aufhalten oder bekommt sie ohne Beschädigung nicht heraus. Dann die Schrauben: Sie schauen unter dem Fahrzeug aus dem Bodenblech und sind dort meist so verrostet, daß sie nur schwer zu lösen sind. Also immer versuchen, die Gewindeenden von unten zu reinigen und mit Rostlöser zu behandeln. Natürlich sind nicht alle Schrauben erreichbar, denn dort hängt der Adblue-Tank. Weil ich nicht aufgepasst habe, habe ich einen Vielzahn zerstört, durfte also auch noch eine Schraube ausbohren :zany_face:

Mein Plan war, ein Leerrohr unter der Stufe zu verlegen, um nachträglich Kabel hindurchziehen zu könne:
IMG_Crafter_16.jpg
Das ging natürlich nicht :grimacing:
Für ein Leerrohr ist kein Platz. Auch mit einem Rohr kleineren Durchmessers hatte ich keinen Erfolg. Eigentlich ist genügen Platz vorhanden, aber es fehlt an Bauhöhe. Darum habe ich letztendlich einfach eine Schnur mit Klebestreifen unter der Trittstufe fixiert.
IMG_Crafter_17.jpg
Man kann das hier am unteren Bildrand sehen. Jetzt die Trittstufe wieder einbauen. Natürlich nicht ohne vorher Rost zu beseitigen, die Wasserabläufe zu reinigen und die Schleppkette mit Silikonöl zu behandeln :grinning: .
Anschließend konnte ich ein Kabel mit 2 x 2,5 mm2 inkl. Schutzschlauch unter der Trittstufe hindurchziehen. Wenn man wollte, könnte man sicher auch 3 Kabel einziehen.
Die Trittstufe hat vorne und hinten genügend Abstand zum Blech, um mit dem Kabel aufzutauchen. Bei mir endet das Kabel tatsächlich direkt hinter der Schiebetür, da sich dort der Küchenblock befindet.

Ich hoffe, das war verständlich geschrieben, leider gibt es nicht mehr Bilder.

Gruß,
FRED
#8
Hallo Fred,

vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Das hilft mir sehr weiter! Hatte bisher gescheut die Trittstufe auszubauen um nach möglichen Rost zu schauen.
Mit den Informationen von dir und dem doppelten Nutzen (Rost+Elektrik) geh ich gleich anderst an die Sache ran :grin:

Danke auch für die Infos zu dem Leerrohr, hätte ich sonst auch vergeblich versucht. :relaxed:

Grüße,
Chris
#9
Hallo Chris,

ist eigentlich nicht schwer, der Ausbau der Trittstufe, wenn alles klappt :rolling_eyes: :grinning: .

Nur Vorsicht, sobald man die Trittstufe gelöst hat, hat die Schiebetür unten keine Führung mehr.
Du musst die Tür gut festhalten, denn wenn sie unwillkürliche Bewegungen macht, kann die Energiekette beschädigt werden. Außerdem muss die Schiebetür bei ausgebauter Trittstufe fixiert werden. Am Besten mit einem Seil an der hinteren Verriegelung:
IMG_Crafter_18.jpg
Gruß,
FRED
#10
Hallo Selbstausbauer,

heute holen wir die Realität ein.
IMG_Crafter_14.jpg
Das ist der aktuelle Stand
Ich fange mal unten an. Das Längsbett ist mit Scharnieren an einer Konsole an der Außenwand befestigt und liegt einfach auf Euroboxen auf. Es gibt also keinen fixen Unterbau. Das Bett kann nach oben in die Senkrechte geklappt oder komplett demontiert werden. Das geht mithilfe dieser Scharniere:
Scharnier.jpg
Das Querbett liegt einfach auf den zwei bereits erwähnten Sperrbalken auf. Mit wenigen Handgriffen kann es komplett entfernt werden.

Das obere Längsbett stellte eine gewisse Herausforderung dar. Ich musste eine tragfähige Konsole schaffen. Doch wie mit der Fahrzeugwand verbinden?
Am Ende habe ich einen ausreichend massiven Holzwinkel an zwei Punkten befestigt. Vorne an einer vertikalen Airlineschiene. Hinten liegt der Winkel in zwei Ausschnitten der D-Säule auf.
Die eigentliche Bettfläche ist wieder mit meinen Lieblingscharnieren angeschlagen. Abstützen tut sich das Bett vorne auf einem Standfuß. Hinten wird es eine Abhängung von der oberen Fahrzeugecke geben.
IMG_Crafter_15.jpg
Das Ganze noch einmal von hinten.
Für mich ist hier ein wichtiger Punkt erreicht, denn ich weiß jetzt, daß das Schlafproblem gelöst ist.
Für die Toilette habe ich schon eine Idee.
Küchenblock und Kühlbox stammen vom vorherigen Ausbau und landen auch wieder an ihrem ursprünglichen Platz.

Stay tuned,
FRED